Nicht lobenswürdig ist der Mann
Noch mir des Neides wert
Der nur mit prunkendem Gespann
Um seine Gärten fährt
An jedem Baum vorüber zieht
Als wär es sein Palast –
So stolz und kalt – nicht aufwärts sieht
Zum Frucht beladnen Ast
Im Schoß der Buhlen, o Natur
Dich ohne Lust erblickt
Zu deinem Mutter-Feste nur
Die Tagelöhner schickt
Dagegen halt‘ ich neidenswert
Und lobe mir den Mann
Der sich von seinen Früchten nährt
Und des sich freuen kann
Der unter seinen Blumen wohnt
Sie anzuschauen ging
Bevor der Zweig im Frühlingsmond
Die erste Blüt‘ empfing
Bei Regen und bei Sonnenstrahl
Und in bereifter Nacht
Mit Liebes-Sorge jedes Mahl
An seine Bäume dacht‘
Und so die Früchte wachsen sah
Von süßer Hoffnung voll
Und nun, der reichen Ernte nah
Sie alle brechen soll
Ihn preis‘ ich, der die Bäume groß
Gebetet und gepflegt
Die Birn mit Lachen in den Schoß
Des treuen Weibes legt
Ihn preis‘ ich, wenn um seinen Baum
Ein Häufchen Kinder singt
Mit Backen frisch und rot, dass kaum
Der Apfel röter blinkt
Da lehnt an seine Garten-Tür
Die Witwe sich, und blickt
Aufs arme Waislein neben ihr
Dem keiner Früchte pflückt
Weil er die Witwe trösten kann
Mit dem, was Gott beschert
Deswegen lob‘ ich mir den Mann
Und halt‘ ihn neidenswert
Text; Johann Georg Jacobi
Musik: Johann Friedrich Reichardt