Nein es ist wirklich (Der pfiffige Hauswirt)

Der neue Miets-Kontrakt

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Nein es ist wirklich (Der pfiffige Hauswirt)

Nein; es ist wirklich nicht zu sagen
Was man als Wirt muss ertragen
Da muss ausreißen die Geduld
Und daran sind die Mieter schuld
Dass sie für mich sich müssen beugen
Das werd ich den Mietern zeigen
Denn ich habe jetzt was entdeckt
Dass ihn’n einflößt gewiss Respekt
ist das nicht pfiffig ausgedacht
ha ha ha ha ha ha
ich bleibe Hauswirt abgemacht
ha ha ha ha ha ha

Die Paragraphen also lauten:
Hat der Wirt vor große Bauten
Muss der Mieter hilfreich sein
Und alles sauber fegen rein
Und weil ich leid am Reißen
Darf Niemand die Türen schmeißen
Und wer da spricht ein lautes Wort
Wird exmittiert und das sofort
ist das nicht pfiffig ausgedacht
ha ha ha ha ha ha
ich bleibe Hauswirt abgemacht
ha ha ha ha ha ha

Und wer sich halten tut auch Vögel
Weil die singen in der Regel
Der wird gekündigt und muss raus
Denn so was leid ich nicht im Haus
Und wer sich Hunde hält und Katzen
Nicht bewickelt Pfoten, Tatzen
Und ihn’n nicht bind’t die Mäuler zu,
Muß zieh’n, denn ich will haben Ruh
ist das nicht pfiffig ausgedacht
ha ha ha ha ha ha
ich bleibe Hauswirt abgemacht
ha ha ha ha ha ha

Find ich wo Mäuse, Flöh’n und Schwaben
Die solch Ungeziefer haben
Setz an die Luft ich wie noch nie
Ich bin ein Feind von solchem Vieh
Auf Strümpfen sind nur zu besteigen
So die Treppen; ich bin eigen
Die Schuh und Stiefeln zieht man aus
Gleich auf dem Flur, tritt man in’s Haus
ist das nicht pfiffig ausgedacht
ha ha ha ha ha ha
ich bleibe Hauswirt abgemacht
ha ha ha ha ha ha

Kein Mieter darf mehr Kinder haben
Als nur höchstens einen Knaben
Und kommt ein zweites noch hinzu
ist der Kontrakt gelöst im Nu
Das Tabakrauchen schwärzt die Wände
Drum bitt ich, dass es nicht stattfände
Und wer ’ne Prise nehmen wilI
Tut’s auf dem Hofe über’m Müll
ist das nicht pfiffig ausgedacht
ha ha ha ha ha ha
ich bleibe Hauswirt abgemacht
ha ha ha ha ha ha

Das laute Schnarchen, das tut sören
Tu ich das Husten, Niesen hören
So muß sofort der Mieter raus,
Weil es erschüttern tut das Haus;
Sollt in der Küche Rauch entstehen
Dann kann man ins Freie gehen
Bis sich der Rauch verzogen hat
Denn Reparaturen hab’ ich satt

ist das nicht pfiffig ausgedacht
ha ha ha ha ha ha
ich bleibe Hauswirt abgemacht
ha ha ha ha ha ha

Und wer zu Hause kommt im Regen
Darf den Schirm zusamm’n nicht legen
Bis er vor’m Haus getrocknet ist
Die Regel gilt für Jud und Christ
Frau’n und Töchtern mit langen Schleppen
Die, die Farbe von den Treppen
So abschäuern, kündige ich
Denn Schleppen sind ein Greul für mich
ist das nicht pfiffig ausgedacht
ha ha ha ha ha ha
ich bleibe Hauswirt abgemacht
ha ha ha ha ha ha

Auch darf der Mieter laut nicht singen
Und nicht küssen, klopfen, springen
und das Piano dämpfe man
so dass man es nicht hören kann
Und hör ich wo Kinder quarren
Und des Nachts Bettstellen Knarren
wer die Hausordnung verletzt
Wird an«die frische Luft gesetzt
ist das nicht pfiffig ausgedacht
ha ha ha ha ha ha
ich bleibe Hauswirt abgemacht
ha ha ha ha ha ha

Die Köchin darf nicht steh’n im Dustern
auf dem Flur und leise-schmustern
Mit dem Soldaten Hand in Hand
Und abschubbern dann die Wand
Ja so ein Mädchen die muss ziehen
Mag ihr Glück wo anders blühen
Ich dring darauf, sie muss heraus
Ich halt auf Ordnung in mein’m Haus
ist das nicht pfiffig ausgedacht
ha ha ha ha ha ha
ich bleibe Hauswirt abgemacht
ha ha ha ha ha ha

Prosa: Jetzt ein Hauswirt zu sein, ist wirklich keine Kleinigkeit, denn was die Mieter jetzt alles von einem verlangen, das geht bis in die Puppen. Die erste Frage ist immer, wenn einer mieten will: Haben die Wohnungen auch Closets? Jawohl, sagt ich, bloß der Anschluss ist noch nicht vorhanden, der Magistrat hat mir aber getröstet, dass der Anschluß sofort erfolge, sowie Strousberg’s Projekt ausgeführt ist und die Röhren bis in die „Nordsee geleitet sind, eher kann davon keine Rede sein, da der Magistrat selber nicht weiß, wo er mit diesem Zeuge hin soll, denn was in Osdors auf den Rieselfeldern gedeiht, dafür hat selbst das Vieh eine Aversion; und so hat man immer während seine Plage.

Gestern hatte Frau Schulz in der dritten Etage Holz klein gemacht und so drauf los gehauen, dass mir die Dachziegeln gesprungen sind; gleich darauf kam die Witwe Lehmann und sagte, ihre Wasserleitung trippt, sie muß neu verledert werden; ich sagte zu ihr: dazu bin ich nicht verpflichtet, lassen Sie sich die Reparatur von einem anderen machen, ich habe dazu keine Zeit. Nein, was man von den Mietern geschuriegelt wird, das ist auf keiner Kuhhaut zu beschreiben; ich habe nun jetzt aber einen .Miets-Kontrakt ausgearbeitet, der ist nicht von Pappe.

Text und Musik: A. Queva
Couplet- und Liederdichter in Berlin Nord-Ost
Im Selbstverlag gedruckt

Liederthema:
Liederzeit: vor 1872 : Zeitraum:
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