Nachts um die zwölfte Stunde
Verläßt der Tambour sein Grab
Macht mit der Trommel die Runde
Geht emsig auf und ab
Mit seinen entfleischten Armen
Rührt er die Schlägel zugleich
Schlägt manchen guten Wirbel
Reveill und Zapfenstreich
Die Trommel klinget seltsam
Hat gar einen starken Ton
Die alten toten Soldaten
Erwachen im Grab davon
Und die im tiefen Norden
Erstarrt in Schnee und Eis
Und die in Welschland liegen
Wo ihnen die Erde zu heiß
Und die der Nilschlamm decket
Und der arabische Sand
Die steigen aus ihren Gräbern
Sie nehmen´s Gewehr zur Hand
Und um die zwölfte Stunde
Verläßt der Trompeter sein Grab
Und schmettert in die Trompete
Und reitet auf und ab
Da kommen auf luftigen Pferden
Die toten Reiter herbei
Die blutigen alten Schwadronen
In Waffen mancherlei
Es grinsen die weißen Schädel
Wohl unter dem Helm hervor
Es halten die Knochenhände
Die langen Schwerter empor
Und um die zwölfte Stunde
Verläßt der Feldherr sein Grab
Kommt langsam hergeritten
Umgeben von seinem Stab
Er trägt ein kleines Hütchen
Er trägt ein einfach Kleid
Und einen kleinen Degen
Trägt er an seiner Seit
Der Mond mit gelbem Lichte
Erhellt den weiten Plan
Der Mann im kleinen Hütchen
Sieht sich die Truppen an
Die Reihen präsentieren
Und schultern das Gewehr
Dann zieht mit klingendem Spiele
Vorüber das ganze Heer
Die Marschall und Generäle
Schließen um ihn einen Kreis:
Der Feldherr sagt dem Nächsten
in´s Ohr ein Wörtlein leis
Das Wort geht in die Runde
Klingt wieder fern und nah:
„Frankreich“ ist die Parole
Die Losung: „Sankt Helena!“ —
Dies ist die große Parade
Im elyseischen Feld
Die um die zwölfte Stunde
Der tote Cäsar hält.
Text: Joseph Christian Freiherr von Zedlitz –
Musik: u.a. von: C. Löwe, von A. Hinckel in Wien und von Sigmund Neukomm –
u.a. in Die Volkslieder der Deutschen (1834) — Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) —