Es war ein Gschlößl zu Pragerspurg
Gar schön war es gebauet
War nicht von Silber oder Gold
Von Marmorstein aufgemauert
Darinnen lag ein feiner Knab
In einem Turm gefangen
Und mehr wie achtzig Klaftern tief
Bei Nattern und bei Schlangen
Da gang sein Vater zu den Herren hin
Gebt’s mir den Gefangenen ledig
Dreihundert Gulden das will ich euch geb n
Wohl für den Knaben sein Leb n
Um dreihundert Gulden geb n mir n glei nit
Der Knab mueß bei uns sterben
Tragt er ein goldne Kett n um an Hals
Die bringt ihn ins Verderben
Tragt er seine goldene Kette um n Hals
Hat er sie ja nit gestohlen
Hat ihm sie lei’s Goldschmidts Tochterlein geb n
Kostet mehr wie tausend Gulden
Hiez kimmt der Knab von weg n der Lieb
Wohl um sein ehrlichs Leben
Man führt den Knaben zum Hochgericht aus
Zum heiligen Sacramente
Komm großer Gott vom Himmel herab
Mein Leben geht schon zu Ende
O Freimann liebster Freimann mein
Schenk mir noch a kleines Weile
Ein kleines Weile schenk ich dir nit
Du möchst mir noch entrinnen
Bringt’s nur herein schneeweiß Tüchelein
Die Aug n wer n mer ihn verbinden
Meine Augen verbinden laß i mir lei nit
Mueß noch die Welt anschaugen
Sieg i se lei heut sunst nimmermehr
Mit meinen schwarzbraun Augen
Man führt den Knaben zum Hochgericht aus
Zum heiligen Sakramente
Komm großer Gott vom Himmel herab
Mein Leben geht schon zu Ende
Der Vater wohl unter dem Hochgericht stand
Sein Herz möcht ihm zerspringen
O Sohn o liebes Kindlein mein
Könnt ich dir dein Tod ringen (rächen)
Mein Tod ringen könnt ihr mir lei nit
Mir is nir um mein jung frisch Lebn
oder um mein stolzen Leibe
Mir is lei um mei Muetter zu Haus
Vor Elend stirbt sie zugleiche
Volkslieder aus Kärnten von Dr Herrmann und Dr Pogatsching Salonausgabe 1884 S 45
Dort sind je zwei Strophen zusammengezogen, was wohl die Melodie verbietet.
Text ist unvollständig und am Schluß metrisch verderbt
Deutscher Liederhort I (1893, Nr 61e)