Es steht ein Schloß in Österreich
sehr nett und fein gebauet
von Silber und von rotem Gold
auf Marmorstein gemauert
Darinnen ruht ein feiner Knab
Sehr hart lag er gefangen
Wohl fünfzig Klaftern unter der Erd
Bei Addern und bei Schlangen
Und als der Vater von Straßburg kam
Um seinen Sohn zu sehen
Ach lieber Sohn ach lieber Sohn
Wie hart liegst du gefangen
Und als er vor den Richtstuhl trat
Da bat er um sein Leben
Drei tausend Taler geb ich euch
Schenkt meinem Sohn das Leben
Drei tausend Taler helfen nicht
Und euer Sohn muß sterben
Er trägt ein goldene Kett am Hals
Die bringt ihn um sein Leben
Trägt er dort eine goldene Kett
Die hat er nicht gestohlen
Eine Jungfrau hat sie ihm verehrt
Die trägt er ihr zu Ehren
Und als es sollt zum Sterben gehn
Bracht man ein Tuch von Seiden
Die Augen zu verbinden ihm
Bei seinem letzten Scheiden
Verbindt mir meine Augen nicht
Ich muß die Welt noch schauen
Ich schau sie nun und nimmermehr
Mit meinen blauen Augen
aus Brusenfeld bei Fiddichow (Pommern)
Deutscher Liederhort I (1893, Nr. 61c Melodie C)
Text und erste Melodie aus Brusenfelde bei Fiddichow in Pommern 1860. Die andere Melodie mit einem Tertfragment aus Rasow bei Tantow in Pommern Mitgeteilt von Prof Graßmann in Festgabe an Erk 1876 S 7. Die Schlußstrophe in zweiter Lesart heißt:
Ach laßt die Augen noch einmal
an dieser Welt mich weiden
Laßt mich zum blauen Himmel schaun
dann will ich fröhlich scheiden