Der Winter ist ein scharfer Gast
Das merkt ich an dem Dache
Mein Lieb gab mir ein Kränzelein
Von Perlen fein
Das hab ich von ihr tragen
An meinem Bart und Kragen
Der Sommer ist ein sanfter Gast
Es tröpfelt von dem Dache
Mein Lieb gab mir ein Kränzelein
Im Sonnenschein
Da ist es aufgetauet
Von Eis war es erbauet
Ja traue nur dem Schleicher nicht
Viel lieber scharfe Worte
Der Sommer gibt wohl Kränzelein
Von Blumen fein
Zu ihr kann ich nicht gehen
Vom langen Tag gesehen
Zu Ostern, als die Fasten aus
Da längerten die Tage
Mein Lieb gab mir ein Unterpfand
Zween Ärmlein blank
Darin sollt ich mich rüsten
Zu unsres Winters Lüsten
Was acht ich der Waldvöglein Sang
Und aller Kläffer Zungen
Lieg ich in meinen Ärmlein blank
Ich weiß ihr Dank
Ich kann von ihr dann träumen
Wie lange wird sie säumen?
Text und Musik: Verfasser unbekannt – Als „Gastlichkeit des Winters“ mündlich überliefert
in Des Knaben Wunderhorn I, 1805