Ach Mutter, liebe Mutter
Mein Kopf tut mir so weh
Ich wollte gern spazieren
Wohl an die grüne See
Ach! Tochter liebe Tochter
Allein laß ich dich nicht gehn
Mit deinem ältsten Bruder
Sollst du spazieren gehn
Ach Mutter liebe Mutter
Mein Bruder ist ein Kind
Der schießt mir alle Vöglein
Die in dem Walde sind
Ach Tochter, liebe Tochter
Allein laß ich dich nicht gehn
Mit deiner jüngsten Schwester
Sollst du spazieren gehn
Ach Mutter, liebe Mutter
Meine Schwester ist ein Kind
Die pflückt mir alle Blümlein
Die auf dem Felde sind
Sie schlang sich um ihren Mantel
Und ging wohl an die See
Sie ging so lange spazieren
Sie muß den Fischer sehn .
Ach Fischer, guter Fischer
Willst du verdienen Lohn
So greif mir aus den Wellen
Einen reichen Königssohn
Der Fischer warf behende
Sein Netz wohl in den Strom
Sieh da, du liebe Jungfer
Hast einen Königssohn
Sie nahm ihn in die Arme
Sie küßte seinen Mund
Ach Schätzchen könntst du reden
So wär mein Herz gesund
Was schlang sie von ihrem Halse ?
Eine Kette von Golde rot
Sieh da, du armer Fischer
Kauf deinen Kindern Brot . “
Was zog sie von ihrem Finger ?
Einen Ring von Golde rot
Sieh da, du lieber Fischer
Hast dein verdienten Lohn
Sie schwang sich um ihr’n Mantel
Und sank wohl in die See
Gute Nacht , mein Vater und Mutter
Ihr seht mich nimmermehr
Da hört man Glöcklein läuten
Da hört man Jammer und Not
Hier liegen zwei Königskinder
Die sind alle beide tot
in Deutscher Liederhort (1894, Nr. 84b)
Zuerst in Bothe’s Frühlingsalmanach 1804, 225 , dann in Büsching’s Volkslieder S. 180 mit Melodie das. Nr. 72. Abdruck bei Erk II, 4/5 , Nr. 102. Mit Änderung : Zarnack , Volkslieder I, Nr. 45 , darnach Kretschmer I, Nr. 23. Nur mit diesem Anfange fand Erk das Lied vielfach im Brandenburgischen und Provinz Sachsen. Auch so bei Röscher, „Sang und Klang im Sachsenland“ 1886 .