Nach Süden nun sich lenken
Die Vöglein allzumal
Viel Wand´rer lustig schwenken
Die Hüt im Morgenstrahl
Das sind die Herrn Studenten,
Zum Tor hinaus es geht
Auf ihren Instrumenten
Sie blasen zum Valet:
Ade in die Läng und Breite
O Prag, wir ziehn in die Weite:
Et habeat bonam pacem,
Qui sedet post fornacem!
Nachts wir durchs Städtlein schweifen
Die Fenster schimmern weit
Am Fenster drehn und schleifen
Viel schön geputzte Leut
Wir blasen vor den Türen
Und haben Durst genung
Das kommt vom Musizieren
Herr Wirt, einen frischen Trunk!
Und siehe über ein kleines
Mit einer Kanne Weines
Venit ex sua domo –
Beatus ille homo!
Nun weht schon durch die Wälder
Der kalte Boreas,
Wir streichen durch die Felder
Von Schnee und Regen naß
Der Mantel fliegt im Winde,
Zerrissen sind die Schuh,
Da blasen wir geschwinde
Und singen noch dazu:
Beatus ille homo
Qui sedet in sua domo
Et sedet post fornacem
Et habet bonam pacem!
Text: Joseph von Eichendorff – vor 1826 – (Wanderlied der Prager Studenten )
Musik: Theodor Täglichsbeck (1846) nach einem älteren französischen Jagdlied ?
CDs und Bücher mit Nach Süden nun sich lenken die Vögel allzumal:
Anmerkungen zu "Nach Süden nun sich lenken die Vögel allzumal"
„Im Wandervogel der Vorkriegszeit war der Vagant, der fahrende Scholar der mittelalterlichen Lateinschulen und Universitäten, das Ur- und Leitbild gewesen. In diesen Scholaren dachte man sich hinein und lebte ihn auch auf den großen Fahrten mit den einfachen und ungewissen Nachtquartieren auf den Strohschütten der Dorfgasthäuser, in Scheunen der Bauern oder dem freien Nachtlager im Walde. Von diesem Leitbild her waren auch die Lieder und die Musikinstrumente des Wandervogels, die Gitarren und Lauten gekommen. In den Eichendorffschen Strophen zu dem vielgesungenen Lied „Nach Süden tun sich lenken die Vöglein allzumal“ war das enthalten, was den Wandervogel in seinem Gemüt tief berührte und was er auf seinen Fahrten erleben wollte. […] Diesem Leitbild des Wandervogels hatte auch seine Tracht und sein äußeres Auftreten entsprochen. Es wurde bewußt, oft ruppig und rauh, gezeichnet von den Abenteuern und den Strapazen der Landstraße. Dieses Auftreten enthielt über das romantische Leitbild des fahrenden Schülers hinaus auch den antibürgerlichen Protest für die Gegenwart, die im kaiserlichen Deutschland bis zum ersten Weltkrieg eine feste Gesellschafts- und Militärordnung war…“
(Gerhard Ziemer: Jahrbuch des_Archivs der Deutschen Jugendbewegung, Band 4, 1972, S. 57f)