Nach Sevilla, nach Sevilla
wo die hohen Prachtgebäude
in den breiten Straßen stehn
aus den Fenstern reiche Leute,
schön geputzte Frauen sehn:
Da hin sehnt mein Herz sich sehr
dahin sehnt mein Herz sich sehr
Nach Sevilla, nach Sevilla,
Wo die letzten Häuser stehn;
Sich die Nachbarn freundlich grüssen,
Mädchen aus dem Fenster sehn,
Ihre Blumen zu begiessen,
Ach da sehnt mein Herz sich hin!
In Sevilla, in Sevilla,
Weiß ich wohl ein reines Stübchen,
Helle Küche, stille Kammer,
In dem Hause wohnt mein Liebchen,
Und am Pförtchen glänzt der Hammer
Poch´ ich, macht die Jungfrau auf!
Nach Sevilla, nach Sevilla
hin zu ihr, der Heißgeliebten
hin muß ich zu ihren Füßen
sie zu sehen, sie zu grüßen
sie zu herzen, sie zu küssen
dahin sehnt mein Herz sich sehr
Text: Clemens Brentano – 1801
Musik: Luise Reichardt – vor 1815
Gedicht, 1801 von Clemens Brentano in seinem Lustspiel „Ponce de Leon“ –
Liederthema: Liebeslieder
Liederzeit vor 1801 - Zeitraum: 19. Jahrhundert: Volkstümliches Lied
Stichwort: Jungfrau •
Anmerkungen:
Das Lustspiel erschien zuerst 1804 im Druck. Das Lied “ Nach Sevilla“ wurde vielfach parodiert. Das Lied hatte ursprünglich eine andere Schlußstrophe, welche die Tochter Valeria auf ihren Vater Velerio singt; sie lautet:
Guten Abend, guten Abend,
Lieber Vater setzt euch nieder.
Ey wo seid ihr denn gewesen?
Und dann singt sie schöne Lieder;
Kann da hübsch in Büchern lesen,
Ach! und ist mein einzig Kind!
Mit verändertem Schluß hat man es später zu einem allgemeinen Liebesliede gemacht. Statt „reines Stübchen“ (3,2) singt man jetzt „trautes Stübchen“. Str.3, Zeile 6: „Poch ich, macht mir Liebchen auf“
Ähnliche Lieder:
In diesen Büchern:
in Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) — Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) —