Nach grüner Farb mein Herz verlangt
da ich in Elend was
Das ist der Lieb ein Auefang
recht so das grüne Gras
Entsprossen aus des Maien Schein
mit manchem Blümlein klar
das hat sich eine Jungfrau fein
gebildet in das Herze mein
zu diesem neuen Jahr
Um ihretwillen trag ich weiß
In meines Herzen Grund
Mein Herz das steht mit ganzem Fleiß
Nach ihrem roten Mund.
Darnach setz ich all mein Gedank
Bei Tage und bei Nacht
Darnach so geh ich manchen Gang
Die Zeit wird nimmer mir zu lang
Wenn ich sie schauen mag
Der roten Farb Hab ich so viel
In Liebe brennt mein Herz
Daß sie das nicht erkennen will
Das bringt mir großen Schmerz
Ich säh es auch von Herzen gern
Das ich wär bei ihr allein
Ich hoff sie soll in Ehren
Ihr junges Herz zu mir kehren
Dieweil ich elend bin
Blau hast du, Lieb, von mir begehrt
In rechter Stetigkeit
Und wüßt ich, was dein Herz begehrt
Das sollt dir sein bereit
Daran sollst du kein Zweifel han
Mit Treuen ich dich mein
Ich will in deinem Dienst bestahn
Dieweil ich das Leben han
Bis an das Ende mein
Grau Farbe bringt mir Pein
Mit Seufzen und mit Klag’n
Also ich ein trüblichen Schein
In meinem Herzen trag.
Daß sie solchs nit erkennt
Mein Meiden bringt mir Pein
Mein Herz ja manchen Seufzer send
Ich hoff es werde schier ein End
Dass ich bei ihr möcht sein.
Gelber Farbe hat sie mich vermahnt
Da sie mir begegnet säuberlich
Ich seh sie gern, hat sie erkannt
Das macht mich freudenreich
Sie bot mir ihren roten Mund
Ich dank ihr zur selbig’n Stund
Mein Herz in großen Freuden stund
Da ward mein Sorg’n ein End
Schwarze Farbe mich erschreckt
Es muß ein Scheiden sein
All meine Freud hat sich bedeckt
Unt’r ihrem finstern Schein
Gott gsegen dich Lieb zu aller Zeit
Scheiden bringt mir die größte Pein
Tag und Nacht denk ich mit Fleiß
Wo ich auch bin, fern oder weit
Vergeh ich dein nimmermehr!
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 502 „Die Farben“, „Hier nach dem Ambraser Liederbuch 1582, Nr. 37; im Versbau sehr verderbt, hier etwas zurecht gerückt.“)