Nach Frankreich zogen zwei Grenadier

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Nach Frankreich zogen zwei Grenadier
Die waren in Rußland gefangen
Und als sie kamen in’s deutsche Quartier
Sie ließen die Köpfe hangen

Da hörten sie beide die traurige Mähr
Dass Frankreich verloren gegangen
Besiegt und zerschlagen das tapfere Heer
Und der Kaiser, der Kaiser gefangen

Da weinten zusammen die Grenadier
Wohl ob der kläglichen Kunde
Der Eine sprach: Wie weh wird mir
Wie brennt meine alte Wunde

Der Andre sprach: das Lied ist aus
Auch ich möcht mit dir sterben
Doch hab’ ich Weib und Kind zu Haus
Die ohne mich verderben

Was schert mich Weib, was schert mich Kind
Ich trage weit bess’res Verlangen
Laß sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind
Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen

Gewähr mir, Bruder, eine Bitt
Wenn ich jetzt sterben werde
So nimm meine Leiche nach Frankreich mit
Begrab’ mich in Frankreichs Erde

Das Ehrenkreuz am roten Band
Sollst du auf’s Herz mir legen
Die Flinte gib mir in die Hand
Und gürt’ mir um den Degen

So will ich liegen und horchen still
Wie eine Schildwach, im Grabe
Bis einst ich höre Kanonengebrüll
Und wiehernder Rosse Getrabe

Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab
Viel Schwerter klirren und blitzen
Dann steig’ ich gewaffnet hervor aus dem Grab
Den Kaiser, den Kaiser zu schützen

Text; Heinrich Heine
Musik: ?
in Allgemeines Deutsches Liederlexikon III (1848, Nr. 1441)

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1822 : Zeitraum:

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