Heur gen diesen Summer —
Ich armer elender Mann.
Ein Weib Hab ich genummen
Warum Hab ichs getan?
Armut hat mir die Lauten g’schlagen
Elend hat mir gepfiffen
Zu der Eh Hab ich gegriffen
Rat zu i wie heißt die Braut?
Die Braut die heißt: Ach leider!
Der Bräutgam: daß Gott erbarm!
So Hab wir keine Kleider
Und sind Gotts Marter arm
So Hab wir weder Salz noch Schmalz
Kein Butter ist darinne
Ich trau mirs keins gewinnen
Wär ich zum Tor hinaus!
Mein Schwieger wollt mir helfen
Mit einer schäbigen Kuh
So trägt sie kaum das Leben,
Fleischhacker sprach mir zu:
Die Haut ist besser denn das Fleisch,
Nun wie wilt du mirs geben?
So trägt sie kaum das Leben
Und gibt kein Milch dazu
Wenn ich zu Morgen früh aufsteh
Und in mein Stüblein geh
So bin ich hart gelegen
Mein Lend die tut mir weh
So Hab wir zerrissen Polster und Kissen
Kein Feder ist darinne
Ich trau mir kein zu gewinnen
Der Teufel bleib im Haus.
So schwing ich mich über die Heide
Wohl über das weite Feld
Mein Weib wollt ich verkaufen
Wohl um ein leichtes Geld
So schwing ich mich über die breite Heid
Mit manchem guten Gesellen
Es Heirat wer da wölle!
Der Eh Hab ich genug
Der nun das Liedlein neu gesang
Von neuem gesungen hat
Das hat getan ein guter Gesell
Zu Budweis in der Stadt
Er singt uns das und singt uns mehr
Er hats gar wohl gesungen
Vom Weib ist er entrunnen.
Zu ihr kommt er nit mehr.
Heidelberger Handschrift Nr. 109, Bl. 104. Fliegendes Blatt des 16. Jahrhunderts. Darnach bei Uhland Nr. 277. Die Handschrift hat nur wenig Worte anders s. Abdruck bei Görres S. 151 und daher Erlach I, 268 „Fürwahr gen diesen Sommer.“
in Deutscher Liederhort II (1897, Nr. 882, ohne Melodie)