Morgen, Kinder, wird´s was geben
Morgen werden wir uns freu´n!
Welch ein Jubel, welch ein Leben
Wird in unsrem Hause sein!
Einmal werden wir noch wach,
Heissa, dann ist Weihnachtstag!
Wie wird dann die Stube glänzen
von der großen Lichterzahl!
Schöner als bei frohen Tänzen
ein geputzter Kuppelsaal!
Wißt ihr noch, wie voriges Jahr
es am Heiligen Abend war?
Wißt ihr noch die Spiele, Bücher
und das schöne Schaukelpferd,
Schöne Kleider, woll’ne Tücher,
Puppenstube, Puppenherd?
Morgen strahlt der Kerzen Schein,
Morgen werden wir uns freu’n
Wißt ihr noch mein Räderpferdchen,
Malchens nette Schäferin,
Jettchens Küche mit dem Herdchen
Und dem blankgeputzten Zinn?
Heinrichs bunten Harlekin
Mit der gelben Violin?
Wißt ihr noch den großen Wage
und die schöne Jagd von Blei?
Unsre Kinderchen zum Tragen
und die viele Nascherei?
Meinen fleiß’gen Sägemann
mit der Kugel unten dran?
Welch ein schöner Tag ist morgen!
neue Freuden hoffen wir.
Unsere guten Eltern sorgen
lange, lange schon dafür
O gewiß, wer sie nicht ehrt
ist der ganzen Lust nicht wert.
Text: Karl Friedrich Splittegarb, „Die Weihnachtsfreude“, 1795, nach einem älteren Lied „Morgen Morgen wirds was geben“
Melodie: a) Carl Gottlob Hering: b): Martin Friedrich Philipp Bartsch c) Verfasser unbekannt, Musikalisches Schulgesangbuch, Berlin, 1820 d) vierte Melodie: Verfasser unbekannt ( in: Max Friedlaender: Das deutsche Lied im 18. Jahrhundert: Quellen und Studien. 2. Band: Dichtung. Stuttgart und Berlin: Cotta, 1902. S. 424.)
In Weikerts Kindergärtlein (1841) steht der Text bereits mit der Melodie von Carl Gottlieb Hering, ebenso 1893 in „32 der beliebtesten Weihnachtslieder“ – obwohl Hoffmann von Fallersleben 1899 angibt, dass das Lied in Berlin nach einer Volksweise gesungen wurde. 1902 wurde das Lied laut Max Friedländer noch fast überall nach der unten angegebenen Melodie gesungen, Herings heute so populäre Melodie war mehr die Ausnahme als die Regel.
In Weikerts Kindergärtlein (1841) steht der Text bereits mit der Melodie von Carl Gottlieb Hering, in Berlin sang man das Lied nach einer Volksweise (Hoffmann von Fallersleben, Unsere volkstümlichen Lieder, 1969). Eventuell ist es Melodie 2, die Friedländer 1902 angibt? „Mit der letzterwähnten Melodie, über deren Herkunft ich leider nichts ermitteln konnte, wird das Lied noch jetzt allgemein gesungen; in einzelnen Gegenden Deutschlands ist auch die Hering’sche Composition“
Zum Text:
1795 zuerst gedruckt in C. F. Splittegarb: Lieder zur Bildung des Herzens ( bzw. Lieder der Weisheit und der Tugend ) . 2. Auflage. Berlin. Das Gedicht ist die Nachbildung eines älteren Liedes: Morgen! morgen wird’s was geben!. dass ebenfalls von der Weihnachtsvorfreude handelt:
Morgen! morgen! welch ein Leben! Morgen, Gustchen, freue dich! [….]
Zweimal werden wir noch wach: Heißa! dann – ists Weihnachtstag.
Gedruckt steht dieses Lied in Joachim Heinrich Campe ´s Kleiner Kinderbibliothek 1779–82, aus der es zweimal in Musik gesetzt worden ist, nämlich von Joh. Phil. Kirnberger 1783 und von Joh. Friedr. Reichardt (Lieder für Kinder, III, 1787, S. 11). “ (in Max Friedlaender: Das deutsche Lied im 18. Jahrhundert: Quellen und Studien. 2. Band: Dichtung. Stuttgart und Berlin: Cotta, 1902. S. 424 – Wikisource)
Zur Melodie:
a) Die erste Melodie von Hering in „Neue praktische Singschule für Kinder“, IV, Leipzig 1809.
b) Bartsch, 1811, Melodien zur Liedersammlung. Berlin 1811. S. 201
c) unbekannten Verfasser in: Ferdinand Bauer’s Schulgesangbuch 1820
Musikalisches Schulgesangbuch von 52 Religion und Moral betreffenden Gesängen nebst 25 der bekanntesten und beliebtesten Kirchenmelodien für Volksschulen gesammelt und zweistimmig gesetzt von Ferdinand Bauer Lehrer an der königlichen Garnisonschule und Kantor b d Garnisonkirche Berlin gedruckt in der Unger’schen Buchdruckerei 1820
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