Mit Eichenlaub den Hut bekränzt!
Wohlauf! und trinkt den Wein,
Der duftend uns entgegenglänzt!
Ihn sandte Vater Rhein!
Ist einem noch die Knechtschaft wert
Und zittert ihm die Hand,
Zu heben Kolbe, Lanz und Schwert,
Wenn´s gilt fürs Vaterland
Weg, feiler Bastard, weg von hier!
Nicht deutsch, ein halber Franz!
Dem fremden Zwingherrn frön als Tier,
Und schwelg, o Junker Schranz!
Und putze deinem Herrn die Schuh,
Und führe deinem Herrn
Dein Weib und deine Tochter zu
Und trage Band und Stern!
Uns, uns gehöret Hermann an
Und Tell, der Schweizerheld
Und jeder freie deutsche Mann!
Wer hat den Sand gezählt?
Uns weckte längst der Bräutigam
Mit wildem Jammerlaut
Des fremden Zwingherrn Kuppler nahm
Ihm seine junge Braut
Uns winselte bei stiller Nacht
Der Witwe Trauerton
Der Raubsucht und des Haders Schlacht
Erschlug ihr Mann und Sohn
Uns ächzte, nah dem Hungertod
Der Waise bleicher Mund:
Man nahm ihr letztes hartes Brot
Und gab´s dem Jägerhund
Zur Rach erwacht, zur Rach erwacht
Der freie deutsche Mann!
Trompet und Trommel, ruft zur Schlacht!
Weht, Fahnen, weht voran!
Ob uns ein Meer entgegenrollt
Hinein! sie sind entmannt
Die Knecht, und streiten nur um Sold
Und nicht fürs Vaterland
Hinein! das Meer ist uns ein Spott
Und singt mit ernstem Klang
Ein feste Burg ist unser Gott
Dann mutig Schlachtgesang
Der Engel Gottes schwebt daher
Auf Wolken Pulverdampf
Schaut zornig in der Feinde Heer
Und schreckt sie aus dem Kampf
Sie fliehn! Der Fluch der Länder fährt
Mit Blitzen ihnen nach
Und ihre Rücken kerbt das Schwert
Mit feiger Wunden Schmach
Auf roten Wogen wälzt der Rhein
Die Sklavenäser fort
Und speit sie aus und schluckt sie ein
Und jauchzt am Ufer fort
Der Rebenberg am Leichental
Tränkt seinen Most mit Blut
Dann trinken wir beim Freudenmahl
Triumph! Tyrannenblut!
Text: Johann Heinrich Voß , Trinklied für Freie (1774)
in Gedichte und Lieder deutscher Jakobiner (1971)