Mir ist ein kleins Waldvögelein
Geflogen aus meiner Hand
Ist mir geflogen aus meiner Hand
Ach Gott, wem soll ichs klagen?
Es fleugt dahin, es fleugt dahin
Steht ihm sein Sinn
In grünen Wald nach Speise
Und da es wenig fürbaß kam
Auf einen dürren Ast
Da waren der kleinen Waldvögelein so viel
Sie trugen groß Neid und Haß
Je länger je baß, je länger je mehr,
Traur nit so sehr
von Grund aus deinem Herzen
Und da es ein wenig fürbaß kam
Wol in den grünen Wald
Hört es sein feins Lieb Lauten schlagen
Die Saiten warn ihm zersprungen.
Es trauret sehr, es trauret sehr
Je länger je mehr
Von Grund aus seinem Herzen
Und da es ein wenig fürbaß kam
Für Liebes Schlafkämmerlein
Es klopfet also leise daran
Mit seinem Goldschnäbelein,
Es klopfet dran, es klopfet dran
Ihm ward nit aufgetan.
Es ward nit eingelassen.
Wer ist nun der da klopfet an?
Ich laß dich nit herein!
Wenn andre Meidlein Kränzlein auftrügen
Ein Schleierlein müßt ich haben.
Ich schämet mich sehr, ich schämet mich sehr
Je länger je mehr
Von Grund aus meinem Herzen.
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 416 „Kein Einlaß für das Waldvögelein“)
Fl, Bl.. Mrnberg, Valentin Newber (um 1550 – 70). Anfang: «Ist mir ein kl. W.“ — Text 8 Strophen, deren die 3 letzten schmutzigen Inhalts hier getilgt sind.