Meine Lebenszeit verstreicht

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Meine Lebenszeit verstreicht
stündlich eil ich zu dem Grabe
Und was ist´s, das ich vielleicht
das ich noch zu leben habe
Denk, o Mensch! an deinen Tod
säume nicht; denn eins ist not

Lebe, wie du, wenn du stirbst
wünschen wirst, gelebt zu haben
Güter, die du hier erwirbst
Würden, die dir Menschen gaben
Nichts wird dich im Tod erfreu´n
diese Güter sind nicht dein

Nur ein Herz, das Gutes liebt
nur ein ruhiges Gewissen
das vor Gott dir Zeugnis gibt
wird dir deinen Tod versüßen
Dieses Herz, von Gott erneut
ist des Todes Freudigkeit

Wenn in deiner letzten Not
Freunde hülflos um dich beben
Dann wird über Welt und Tod
dich dies reine Herz erheben
Dann erschreckt dich kein Gericht
Gott ist deine Zuversicht

Daß du dieses Herz erwirbst
fürchte Gott, und bet und wache
Sorge nicht, wie früh du stirbst
deine Zeit ist Gottes Sache
Lern nicht nur den Tod nicht scheu´n
Lern auch seiner dich erfreu´n

Überwind ihn durch Vertraun
Sprich: Ich weiß, an wen ich gläube
Und ich weiß, ich werd ihn schaun
einst in diesem meinem Leibe
Er, der rief: Es ist vollbracht!
Nahm dem Tode seine Macht

Tritt im Geist zum Grab oft hin
Siehe dein Gebein versenken
Sprich: Herr, daß ich Erde bin
Lehre du mich selbst bedenken
Lehre du mich´s jeden Tag
Daß ich weiser werden mag

Text: Christian Fürchtegott Gellert (vor 1757)
Musik: auf die Melodie von Jesus meine Zuversicht
in Vierzig Grabgesänge (1906, nur erste und letzte Strophe)


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