Dort, wo die Rhön gen Himmel reckt
die Häupter, schroff und kahl
dort liegt, neugier’gem Aug versteckt
ein einsam-lauschig Tal
ein Tal, gleich einem Wunderland
so lieblich, morgenschön
das ist, im grünen Waldgewand
mein stilles Tal der Rhön
Vor Wind und Wettern halten dicht
die Bergesriesen Wacht
an ihrer breiten Brust zerbricht
der Stürme rauhe Macht
Nicht schallt hierher Parteienzank
des Weltlärms schrill Getön
Ein ewger Friede schwebt entlang
dem stillen Tal der Rhön
Von steilen Felsenhängen springt
der Quellen zahllos Heer
das schwatzt und murmelt, tanzt und singt
den Schlangenpfad daher
Und wo der Bach den Reigen führt
viel bunte Blumen stehn
Ein immergrüner Teppich ziert
mein stilles Tal der Rhön!
Auf hoher Bergeshalde prangt
noch immer stolz und kühn
von duftgem Sagenkranz umrankt
die alte Burgruin.
Nicht mehr der frechen Ritterschar
raubgier’ge Banner wehn
Ein Völkchen, fromm und treu und wahr
bebaut mein Thal der Rhön
Und wo das schmucke Städtlein sich
abhebt vom Wiesenrain
da blüht – ein Veilchen minniglich –
die Herzensliebste mein
Gedenk ich deiner, ach! so rinnt
der Wehmut heiße Thrän
Sei mir gegrüßt, mein süßes Kind
mein Lieb im Thal der Rhön!
Nun stürm ich ohne Rast und Ziel
durchs wilde Leben hin
doch du, mein holdes Talidyll
kommst mir nicht aus dem Sinn
Und nächtlich, wenn mich flieht die Ruh
steigt heiß empor mein Flehn
„O Himmel, schirm und segne du
mein stilles Thal der Rhön!“
Und will dereinst ich todeswund
abtun die Erdenqual
so führt, o Freunde, mich zur Stund
in mein geliebtes Tal
Noch einmal seh im Abendgold
ich schimmern rings die Höhn
dann zahl ich froh den letzten Sold:
„Leb wohl, mein Tal der Rhön!“
Text: Julius Türck
Musik: a) auf die Melodie von „Frisch Frisch auf mit raschem Flug„, b) Wenn ich einmal der Herrgott wär, c) Zu Straßburg auf der langen Brück, d) Am grünen Strand der Spree, e) Da streiten sich die Leut herum
in Allgemeines Deutsches Kommersbuch