Mein Schatz der ist auf die Wanderschaft hin

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Mein Schatz der ist auf die Wanderschaft hin

Mein Schatz, der ist auf die Wanderschaft hin
Ich weiß aber nicht, was ich so traurig bin
Vielleicht ist er tot und liegt in grauer Ruh´
Drum bring ich meine Zeit so traurig zu.

Als ich mit meinem Schatz in die Kirch´ wollte gehn
Viel falsche, falsche Zungen an der Türe stehn
Die Eine red´t dies, die Andre redet das
Das machte mir gar oft die Äuglein naß

Die Disteln und die Dornen, die stechen so sehr
Die falschen, falschen Zungen aber noch viel mehr
Kein Feuer auf Erd, das brennet also heiß
Als heimlich stille Lieb, die niemand weiß

Ach, herzliebster Schatz, und ich bitt dich noch eins
Du wollest doch bei meinem Begräbnis sein
Bei meinem Geleit ins kühle, kühle Grab
Derweil ich dich so treu geliebet hab

Text: Verfasser unbekannt
Musik: von Zuccalmaglio (1803-1869) , die zweite Melodie ist von Weber –

Der Text von einem fliegenden Blatt „Sechs schöne neue Weltliche Lieder“ (das 5) aus der Zeit zwischen 1780 – 1800, Abdruck (ohne Melodie) bei Erk, Liederhort Nr. 158a – Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 557b)

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1800 : Zeitraum:


CDs und Bücher mit Mein Schatz der ist auf die Wanderschaft hin:

Anmerkungen zu "Mein Schatz der ist auf die Wanderschaft hin"

Schon die kritische Talvj (Charakteristik 1840. S. 448) bemerkt: „Der im Wunderhorn angehängte Schlußvers, der die Sängerin (offenbar die Braut eines reisenden Handwerksgesellen) als verheiratet darstellt, passt nicht zum Ganzen.“ — Trotzdem wurde dieser Zusatz bis zur Gegenwart fortgeschleppt. Scherer. Jungbrunnen 84B und Birlinger, Wunderhorn. 2, 220 haben ihn wenigstens eingeklammert und den Druckfehler getilgt.

Eine Mollmelodie hat C. M. v. Weber zu diesem Liede komponiert; sie ist monoton und falsch deklamierend. Die hier beigesetzte steht in Kretzschmer’s Volkslieden I, 198. Mag sie immerhin von Zuccalmaglio verfaßt sein, sie ist schöner als die Weber’sche, darum sie auch Scherer in seinen Volksliedern Nr. 10 nicht verschmähte.

* Der Vergleich der falschen Zungen mit Dornen und Disteln kommt in Sprüchen und Liedern des 16. und 17. Jahrhunderts vielfach vor.

So heißts z. B. in A. Knöfel’s Newe Teutsche Liedlein, Nürnberg 1581 Nr. 20:

Dorn und Disteln stechen sehr
Falsche Zungen noch viel mehr
Doch wollt ich lieb’r in Dorn und Disteln baden
Denn mit falschen Zungen sein beladen

Melodie von Weber:

Zweite Melodie zu Mein Schatz der ist auf die Wanderschaft hin
Melodie von Weber

Abweichungen im Text

Nach dem Fliegenden Blatt ist der [etwas geänderte] Text im Wunderhorn 3, 17 (1808) gemacht, d. h. es wurde folgende störende 5. Strophe mit Druckfehler (ehrlich für ehlich) angehängt:

Ach Gott, was hat mein Vater und Mutter getan
sie haben mich gezwungen zu einem ehrlichen Mann
zu einem ehrlichen Mann, den ich nicht geliebt
das macht mir ja mein Herze so betrübt

"Mein Schatz der ist auf die Wanderschaft hin" in diesen Liederbüchern

u.a. in: Des Knaben Wunderhorn (1808) — Deutscher Liederhort (1856, Nr. 158a „Heimlicher Liebe Pein“, ohne die letzte Strophe ) — Zupfgeigenhansl (1908 – mit beiden (!) Melodien ) — Deutsches Lautenlied (1914) —