Mein Mütterlein, mein Mütterlein
Das fraget aber mich:
Ob ich wollt einen Schreiber?
„Au weh nein“ sprach ich
„Nahm ich denn ein‘ Schreiber zu einem Manne;
So hieß man mich Frau Schreiberin,
und ein Dintenzeterin:
wär mir ein Schande,
Kein Ehr im Lande.“
Text und Musik. Verfasser unbekannt , um 1520
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 844 „Nur keinen Schreiber“)
Vergleiche auch das Lied „Stolze Jüdin“
Text bei J.Ott. 115 Liedlein 1544. Nr. 39. Weiter keine Strophe (s. Uhland 276). Die Mel. bei Ott, mit Tonsatz von Senfl, ist durch Wiederholungen und Zusätze ganz entstellt. Einfach ist die Volksweise in Leonh. Klebcr’s Codex (1515— 1524) Bl. 115b Als Harmonist des dreistimmigen Orgelsatzes ist H. P. vermerkt. Der C.F. ist in den Baß verlegt. Zwei Melodienfragmente bei Schmeltzel 1544, ebenfalls rhythmisch ungenießbar, bezeugen die Verbreitung des Liedes, darin bei heiratsfähigen Mädchen der Stand der Schreiber (d.h. der Beamten und Gelehrten) sehr ungünstig erscheint.
Dintezeterin = Tintenklexerin, von zetten, verzetteln (s. Grimm, Wtb. II, 1183)