Marlbruck zog aus zum Kriege

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Marlbruck zog aus zum Kriege

Marlbruck zog aus zum Kriege
mirong tong tong tong, mirong taine
Marlbruck zog aus zum Kriege
weiß nicht, kömmt er zurück
weiß nicht, kömmt er zurück

Er kömmt auf Ostern nieder
längst Trinitatis doch

Und Ostern war vergangen
Marlbruck kam nicht zurück

Auf ihren Turm Madame
so hoch sie konnte, stieg
Sah ihren Pagen kommen
wie traurig kam er her

Ach lieber, lieber Page
was bringst du Neues mit?

Dein schönes Aug‘ wird weinen
hörst du die Trauerpost

Leg ab die ros’gen Kleider
und deinen Blumenschmuck

Dein Marlbruck ist gestorben
tot und begraben schon

Ich sah ihn zu Grabe tragen
vier Offizier trugen ihn

Der eine trug den Harnisch
der andre seinen Schild

Sein großes Schwert ein dritter
der vierte der trug nichts

Um seines Grabes Hügel
ist Rosmarin gepflanzt

Auf seinem höchsten Stengel
schlug eine Nachtigall

Nach der vollbrachten Feier
ging jedermann zu Bett

Die Männer mit den Weibchen
die andern all‘ allein

Die vielen die ich kenne
die waren all dabei

Die Blonden und Schwarzen,
die Braunen auch dazu

So endigt sich das Märchen
mirong tong tong tong, mirong taine
So endigt sich das Märchen
so endigt sich Marlbruck

Text: Verfasser unbekannt – deutsche Übersetzung des französischen Marlboroughliedes
Musik: trad, Frankreich
in: Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 325)

CDs und Bücher mit Marlbruck zog aus zum Kriege:

Anmerkungen zu "Marlbruck zog aus zum Kriege"

In Deutschland hat sich das berühmte französische Soldaten- und Volkslied, dass mit dem Lied auf „Prinz Eugen“ aus gleicher Zeit stammt, bis um 1850 erhalten. In Schlesien hörte es noch 1845 ein Freund Erks und hat es für ihn aufgeschrieben.

Marlborough (John Curschil, Herzog von) berühmter englischer Feldherr, geboren zu Ash in Davonshire 5. Juli 1650, gestorben zu Windsor-Lodge 16. Juni 1722. Im spanischen Erbfolge-Kriege gewann er mit Prinz Eugen die Schlacht bei Donauwörth 1704. — Begraben liegt er in der Westminsterabtei zu London.

Böhme schreibt im Liederhort (1893): Dieses berühmte Lied auf ihn wurde im Jahre 1709 nach der Schlacht bei Malplaquet gedichtet, nicht aber (wie manche behaupten) nach dem im Jahre 1722 erfolgten Tode des Herzogs. In jener Schlacht hatte sich das Gerücht verbreitet, der Herzog sei im Handgemenge umgekommen, und es scheint, das irgend ein munterer französischer Sänger sogleich dieses Trauerlied auf seinen Feind dichtete, der noch am Leben war. Nach dem wirklichen Tode des Helden von Malplaquet verscholl das Lied, erhielt sich aber durch Überlieferung in einigen Provinzen, wohin es wahrscheinlich durch die Krieger von Villars und durch Souffleurs gebracht worden war. Und plötzlich erklang es wieder im Jahr 1781 von einem Ende des französischen Reichs zum andern.

Die Königin Marie Antoinette schenkte der Welt einen Dauphin, welchem eine nordfranzösische Bäuerin (Namens Madame Poitrine) zur Amme bestimmt wurde, weil diese vor den anderen durch Gesundheit und heitere Laune sich auszeichnete. Wenn Madame P. den königlichen Sprößling wiegte, sang sie dazu dieses Lied von M.

Dieser große Name, die naiven Worte des Liedes, die Sonderbarkeit des Kehrverses und die rührende Einfalt der Gesangweise überraschten die Königin, und diese behielt sowohl Dichtung als Weise in ihrem Gedächtnisse. Die ganze Umgebung am Hofe sang bald ihr nach und der König Ludwig selbst verschmähte es nicht, zuweilen seinen „Marlborough s’en va-t-en Guerre“ anzustimmen. Marlbr. erscholl nun weiter von den Gemächern des Schlosses herab zu den Küchen und Ställen, das Marlbroughlied machte Furore bei Hofe. Und als nun auch die Pariser Bürgerwelt es sich angeeignet hatte, flog es von Stadt zu Stadt, von einer Provinz zur andern, bis es endlich nach England wanderte, wo es bald eben so volkstümlich wurde, wie in Frankreich. —

Goethe, der damals in Frankreich reiste, fühlte sich von dem gemeinen Mironton-Koncerte so betäubt, dass er einen ordentlichen Haß auf M. warf, weil derselbe die unschuldige Veranlassung zu dieser Gesang-Epidemie gewesen war. Marlborough gab nun den Namen zu den Moden, den Stoffen, dem Kopfputz, den Wagen, den Ragouts etc. M.’s Name wurde auf Balken, Schirme und Fächer gemalt, in Metall und Edelstein gestochen und erschien in allen Formen und Arten.

Diese Marlborough-Wut dauerte mehrere Jahre lang und es bedurfte nichts Geringeres, als den Sturz der Bastille, um den allgemeinen Lärm zu ersticken, den das Lied erregt hatte. — Doch erhielt sich das Lied noch lange Zeit im Napoleonischen Zeitalter. Trotz seiner Abneigung gegen die Tonkunst hat Napoleon I. die Weise wiederholt angestimmt, wenn er sein Roß bestieg um in’s Feld zu ziehen. —

Die Nachforschung nach dem Ursprunge der ebenso kriegerischen als schwermütigen Melodie war bis jetzt vergeblich und wird erfolglos bleiben, wie bei den meisten Volksweisen. Unglaubhaft ist die Meinung Chateaubriands : die Melodie möge dieselbe sein, welche einst die Kreuzfahrer des Gottfried von Bouillon vor den Mauern Jerichos gesungen haben, um ihren Mut zur Befreiung der Stadt und des Grabes Christi anzufeuern. — Nach anderen Angaben soll sie noch jetzt von den Arabern gesungen werden und man hat sogar behauptet: ihre Vorfahren hätten sie in der Schlacht bei Mansurah 1250 gelernt, wo die Waffenbrüder des Herrn von Joinville dieselbe zu dem Klirren der Schwerter mit dem Schlachtrufe „Montjoie Saint Denis!“ ertönen ließen. —

Jedenfalls ist die Grundlage des französischen Liedes alt, wenn auch nicht so alt, wie Franzosen angeben. Zwei deutsche Gelehrte und Literaturkenner (Prof. M. Haupt und Dr. Ferd. Wölfl) neigen zu der Annahme: dass dieses Lied kein Erzeugnis des spanischen Erbfolgekrieges, sondern eine Art Parodie eines älteren französischen Liedes sei (s. Soltau 531).

Wie schon bemerkt, wurde das bei Franzosen und Engländern überaus beliebte Lied auch in Deutschland viel gesungen, wie schon die fl. Blätter den deutschen Text aus der Zeit von 1785 — 1820 bezeugen. Auch in Schubarts Vaterlands-Chronik wird von dem Lied auf Marlbrough als einem allgemein gesungenen Volkslieds gesprochen und Goethes Worte in seiner italienischen Reise und seiner II. Römischen Elegie bekunden seinen Verdruß über das aufdringliche Vaudeville jener Zeit:

„So erfolgte das Liedchen Marlbrough den reisenden Britten / Einst von Paris nach Livorn, dann von Livorno nach Rom / Weiter nach Neapel hinunter: und wär er nach Smyrna gesegelt / Marlbrough empfing ihn auch dort. Marlbrough! im Hafen das Lied.“

 

"Marlbruck zog aus zum Kriege" in diesen Liederbüchern

  • A) Text und Melodie aus: Mädchenfeier und Jünglingsweihe. Deutschlands Schönen gewidmet. Mit Gesang; für Harfe und Klavier. Erstes Heft. Leipzig 1786. (In Komission bei M. Masius.) Das. Nr. 3. (Innerer Titel Nr. III : 1. Das alte Volkslied Marlbrougk. 2. Menuet a la Figaro (fürs Klavier) Nebst Etwas über Marlbrougk und diese Mode. Berlin und Leipzig 1785.
  • B) Derselbe Text, nur in der Schreibung einzelner Silben anders, auf einem fl. Bl. um 1786, in von Meuselbach’s Sammlung : „Drey ganz neue Lieder. Gedruckt in diesem Jahr.“ (Das erste.) Anfang: Marlbrough zog aus zum Kriege, Marlbrough zog aus zum Kriege, Miron ton ton ton, mirontaine, Weiß nicht, kommt er zurück. ….
  • C)  Gleichlautend: Fl, Bl. in von Arnim’s Sammlung: Fünf schöne neue Lieder. Leipzig, in der Solbrig’schen Druckerey (um 1820).
  • D) Zwei Handschriftl. Lesarten zusammengestellt bei Soltau, hist. VL. S, 533 bis auf wenige Worte mit unserem Text übereinstimmend. Diese Fassung war jedenfalls in Deutschland die älteste und verbreitetste.
  • E) Mehr abweichender Text in: „Lieder zum Gesellschaftl. Vergnügen.“ Hamburg bey E. Zimmer (um 1790). Anfang: Marlbrug zieht fort zum Kriege, Mirong-ton tong tong, mirong täne, Marlbrug zieht fort zum Kriege, Den Rückzug weiß ich nicht.
  • F) Alle Texte sind ziemlich getreue Übersetzungen des französischen Urtextes. Derselbe, bei Soltau S. 351 abgedruckt, beginnt: „Marlborough s’en va-t-en Guerre / mirontontonton mirontaine / Marlborough s’en va-t-en Guerre / Ne sait quand reviendra (21 Strophen)
  • G) Niederdeutsche Parodie im Kölner Dialekt bei Soltau 537, mit Melodie bei Erk II. 1, 50.: „Malbröck ging unger et Freikor /  Mirumtumtum metum tere / Malbröck ging unger et Freikor / We lang blif hä wal us? …
  • H) Freie sentimentale Umdichtung. Hamburg 1804: „Empfindungsvolle Schönen, die ihr so manche Tränen …“
  •  Ein Hundert Deutsche historische Volkslieder, von Friedrich Leonard von Soltau, Leipzig 1836: „Der deutsche Text mag früh ja gleichzeitig bekannt und beliebt worden sein [wie das Original] und ist ebenfalls im Volke noch nicht ganz vergessen Er findet sich auf demselben handschriftlichen Blatt, welches das Original enthält, außerdem sind auch die ersten zehn Strophen, wiewohl unvollständig, aus mündlicher Überlieferung mitgeteilt, ebenfalls von H. Dr. Leyser“
  • Die Historischen Volkslieder vom Ende des dreißigjährigen Krieges, 1648 bis zum Beginn des siebenjährigen, 1756, Nr. 113. (1877) –
  • Deutsche Volkslieder Röhrich-Brednich I (1965) —