Mama ach sehn sie doch den Knaben

Das Kind auf dem Weihnachtsmarkte

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Mama ach sehn sie doch den Knaben

Mama ach sehn sie doch den Knaben
den möcht ich gerne bei mir haben
es ist ein allerliebst Gesicht
o sehn sie da! Er beißt mich nicht

Der Knabe wär in Wachs gegossen
ach nein, Mama, das sind wohl Possen
das würd ich doch wohl selber sehn
er lächelt mir ja gar zu schön

Er will mir wohl die Hände reichen
gewiss, er hat nicht seinesgleichen
mein Bruder zwar ist auch sehr fein
das Kind scheint feiner noch zu sein

Ach sehn Sie doch die schönen Wangen
wer wird denn nicht danach verlangen
wo traf doch wohl der Puppenmann
den allerliebsten Knaben an?

Mama ich werde mich recht kränken
wo sie mir nicht den Knaben schenken
ja sehn sie nur er bittet mich
ach kaufe mich, ich bitte dich

Dann will ich ihn beständig küssen
ich weiß, er wird mich lieben müssen
ich will recht freundlich mit ihm tun
er soll in meinen Armen ruhn

Mama, versteht er nicht die Rede
das Kind ist wohl noch gar zu blöde
das Lächeln lernt er schon von mir
die Kunst zu reden zeig ich dir

Wer könnte solchen Knaben hassen
Mama, ich kann ihn nicht verlassen
Mama, nein, ich verlass ihn nie
ich hab ihn lieber – ja – als Sie

Der Knabe wird mich heiter machen
er kann ja gar zu freundlich lachen
er lachet fast als der Papa
wenn er sie zärtlich küsst, Mama

Text: Johann Samuel Patzke (1752)
Musik: keine Angaben
in Als der Großvater die Großmutter nahm (1885)

„Zuerst in Lieder und Erzählungen, zweiter Band, Halle 1752. Unter der Überschrift „Das Kind auf dem Weihnachtsmarkte“ wieder aufgewärmt und fälschlich Kleist zugeschrieben im Leipziger Almanach der Deutschen Musen für 1772. Patzke, geboren 1727 in Selow bei Frankfurt an der Oder , starb 1787 als Prediger in Magdeburg .

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