Männer ihr könnt lustig lachen wenn die Weiber fleißig sein

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Männer, ihr könnt lustig lachen
Wenn die Weiber fleißig sein
Wenn sie schönen Leinwand machen
Halten sich am Leibe rein
Wenn sie lieblich anzusehen
Und im Reden freundlich sein
Nett auf ihren Füßen gehen
Lieben ihren Mann allein.

Jungfraun, übt euch in der Tugend
Und seid stets darauf bedacht
Strebet fleißig nach der Tugend
daß ihr schönen Leinwand macht
Spinnet einen guten Faden
Und versäumet keine Zeit
Denn es bringt euch Schand und Schaden
Wenn ihr faul und schläfrig seid.

Nützlich sind die Leinwandsachen
Denn es braucht sie jedermann
Was man alles kann draus machen
läßt sich nicht gleich zeigen an;
Hemden, Hosen, Strümpfe, Röcke
Und viel andre Dinge mehr
Laken, Tücher, Schürzen, Säcke
Netze, Seile und Papier.

Aber ach, wieviel Beschwerden
Sorgen, Arbeit, Müh und Fleiß
Muß daran gewendet werden
Eh man es zu nutzen weiß.
Wenn man kaum den Lein gesäet
Und verscharret in der Erd
Alsdann bald die Sorge stehet
Ob er auch geraten wird.

Wächst er schlecht, O -welches Klagen
Lieber Gott, mein Flachs bleibt klein,
Hört man oft die Weiber sagen
Wenn sie in Gesellschaft sein;
Wächst er schön, o welche Freude:
Gott sei Dank, mein Flachs steht schön
Komm, mein Schatz, wir wollen beide
In den Flachs spazieren gehn.

Hand in Hand dann gehn sie beide
Auf das grüne Feld hinaus,
Sehn den Flachs mit Lust und Freude,
Kehren darauf froh nach Haus.
Hernach geht die Frau mit Freuden
Mit Gesellschaf t wieder hin,
Um das Unkraut auszuweiden;
So gewachsen war darin.

Fängt er an wohl reif zu werden
So muß er gepflücket sein
Pflückt man ihn, legt auf die Erde
Bindet ihn in Boten ein
Ist er aber weit zu tragen
So muß er gefahren sein;
Sodann legt man auf den Wagen
Fahrt ihn in die Scheune ein.

In der Scheune viele Hände
Streifen ihm die Knoten ab
Biden ihn in kleine Bände
zählen ihn in Mandeln ein
Sodann legt man auf den Wagen
fahrt ihn in die Röthe hin
worauf man sich nach acht Tagen
zum Ausziehen muß bemühn

Aus der Röthe ganz benetzet
Bringt man ihn auf die Wiesen hin
Wo man ihn in Stücken setzet
Und läßt eine Zeitlang stehn;
Hernach wird er bei warmen Stunden
Aufgenommen, gleich gemacht
Und die Bötchen eingebunden
Fein in einen Band gebracht.

Dann den Ofen heiß gemachet
Setzet man ihn da hinein
Junge Burschen, daß es krachet
Schlagen ihn auf einen Stein
Darum, daß er sei zu zwingen
Von den Mädchen, die nur schwach
Die ihn müssen wacker schwingen
Bis er rein wird, Tag vor Tag.

Mädchen, ist es euch gelungen
Und habt ihrs so weit gebracht
Daß der Flachs nun ausgeschwungen
Wird das Rad zurecht gebracht
Dann gehechelt und in Knocken
Hängt man ihn hübsch an einen Ort
Bis man ihn wickelt um den Wocken
Und spinnt fleißig daran fort.

Jedes Weibsbild spinnt ihr Stücke
Alle Tage richtig fort
Haspelt es und hängts auf Ricke
Jedes hübsch an seinen Ort
Wird sie dann vom Spinnen müde
0, so gönnt ihr doch die Ruh
Nehmt sie lieblich in die Arme
Deckt sie warm im Bette zu.

Nehmt sie lieblich in die Arme
Drückt sie freundlich an die Brust
Daß sie sich an euch verwarme
Dann bekommt sie neue Lust.
Ach, ihr lieben Frauenhände
Tausendmal seid ihr geküßt!
Hat die Arbeit nun ein Ende
Da der Flachs gesponnen ist?

Nein, ach nein, noch nicht ein Ende
Ob auch schon der Schnee geht weg
Erstens wird das Garn behende
Wohl gekocht zu seinem Zweck
Da man’s kochet in der Asche
Wird es also bald darauf
Wieder sauber ausgewaschen
In die Sonn‘ gehänget auf.

Dann gespulet und geschoren
Auf den Wirkstuhl aufgebracht
Keine Zeit wird gehn verloren
So wird Leinwand draus gemacht
Dann die Leinwand weiß zu bleichen
Streckt man sie aufs grüne Gras
Da die Sonn‘ sie kann erreichen
Und macht s‘ alle Stunden naß

Text und Musik: Verfasser unbekannt
Anfang 19. Jahrhundert

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1810 : Zeitraum:
Schlagwort:

500 Jahre Bauernkrieg

Wessen Erde ist die Erde ?
Wessen Welt ist die Welt?

Die Grenzgänger spielen Lieder und Texte aus dem Bauernkrieg von 1524/1525 und ziehen die Parallelen bis in die heutige Klimakrise. Lieder aus der bedeutenden Sammlung “Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters” von Wolfgang Steinitz (1954/1962) und Songs von Bertolt Brecht treffen auf Geschichten des legendären Bundschuh-Führers Jos Fritz, Passagen aus den Reden Thomas Müntzers und aus den Memminger Artikeln, der frühesten gedruckten Erklärung der Menschenrechte von 1525. (Weitere Infos)


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