Die Männer denken stets sie sinds
die Frauen stehn unter ihnen
der Mann ein Held, ein Gott, ein Prinz
die Frau nur da zu dienen
O Freund, im Irrtum sehr du bist
für Frau´n brech ich heut Lanzen
Ich sag es frei: Viel besser ist
das Weibsen als das Mannsen!“
Die Männer wären die Herrn der Welt?
Sie wärn der Schöpfung Krone
O nein, wer klüger ist, der hält
die Fraun auch nicht für ohne
Glaubt mir´s ein jeder Mann muß doch
nach ihrer Pfeife tanzen
Regieren kann viel besser noch
das Weibchen als das Mannsen
Wie unzart ist ein Mannsgesicht
voll Stacheln, meiner Sixe
sie haben eine Taille nicht
selbst wenn sie sind im Wichse
Die Frau ist zierlich elegant
voll Troddeln und voll Fransen
Drum sage ich: Viel schöner fand
ich´s Weibsen als das Mannsen!“
Der Mann spricht wenig und dabei
oft von langweil´gen Sachen
Ein kräftiger Witz, Fachsimpelei
kann höchstens Freud ihm machen
Wie reizend plaudern Frauen nicht
wie int´ressant im Ganzen
Ja ja, ist´s wahr, viel besser spricht
das Weibsen als das Mannsen
Ja trotz Tournur und Modehut
trotz Rechnungen und Launen
wir bleiben ihnen allen gut
den Schwarzen, Blonden, Braunen
Die bessern Hälften sind sie doch
laßt uns das Glas erheben
„Dem ewig Weiblichen ein Hoch
die Frauen sollen leben!“
Text: Verfasser unbekannt- wahrscheinlich von einem Mann verfasst, mehr oder weniger gelungener satirischer Beitrag zum Thema Frauenwahlrecht und Emanzipation aus der Kaiserzeit.
Musik: auf die Melodie von O Tannenbaum –
in Großes Volks-Liederbuch (ca. 1900)