Mädchen, hast du Lust zu trutzen, trotz du nur!
Wird dir wahrlich wenig nutzen, glaub es nur!
Wird dir wahrlich wenig nutzen
Deine Untreu währt nicht immer
denn es gibt noch Frauenzimmer, so wie du
Meinst du denn, du seist Clorinde? Du bist irr!
Du bist wahrlich nicht die Schönste, glaub es mir
Laß nur deinen Hochmut schwinden
Deinesgleichen kann man finden
Überall !
Soll ich meinen Freund beneiden. Den du liebst?
Sollt ich um den Vorzug streiten? Nein, ich nicht!
Bleibe du ihm nur gewogen.
Denn er ist gewiß betrogen
So wie ich.
Mein Gewissen ist zufrieden. Vorwurfsfrei
Du hast unsre Lieb entschieden, ich bin frei.
Meinetwegen sei nur spröde
Wisse, daß ich mich nicht töte
Dir zur Lieb!
Venus, sei du mir nur günstig, leite mich
Wenn ich hab ein Schätzchen nötig, Gib mir Glück!
Bilde ihre junge Seele
Dass sie mehr aus Neigung wähle
Als aus Lust!
O, ich seh sie schön gebildet vor mir stehn!
Ist ein Mädchen, wie ein Engel, rein und schön.
Dieses zuckersüße Täubchen
Saget schon, sie sei mein Weibchen
Nun, trotz nicht!
Mädchen, gehe und erzähle dein Geschick!
Warne andre deines Gleichen für Unglück
Spröde Mädchen, laßt euch finden
Sonst bleibt ihr, wie ich, dahinten
Trotzet nicht
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 644a „Warnung“)