Liedergeschichte: Des Geyers schwarzer Haufen
Zur Geschichte von "Des Geyers schwarzer Haufen": Parodien, Versionen und Variationen.
Das Lied von „des Geyers“ schwarze(n) Haufen entstand vermutlich nach dem Ersten Weltkrieg unter Jugendlichen wobei nicht geklärt ist, ob der Text im bürgerlichen Wandervogel e.V. oder in der Arbeiterbewegung entstand. Die Behauptung im Wikipedia-Artikel, dass die Melodie von dem Hitler-Anhänger und Antisemiten Fritz Sotke stammt, ist falsch. Weder in der in diesen Dingen sehr genauen GEMA-Datenbank, noch in Sotkes eigener Liedersammlung „Unsere Lieder“, ist dieser als Komponist angegeben.
Es gibt zwei unterschiedliche Traditionslinien, eine aus dem bürgerlichen, teilweise antisemitischen Wandervogel (Fritz Sotke), eine aus der linken, jüdischen Arbeiterbewegung (Hans Litten / Max Fürst), die sich schon im Titel „Schwarze Haufen“ (Sotke) und „Schwarzer Haufen“ (Litten/Fürst) unterscheiden.
Bemerkenswerterweise bringt Sotke das Lied unter „Landsknechtlieder“, es ist aber ja das genaue Gegenteil, nämlich ein Lied der Bauern, die gegen die Söldner des Adels und der Kirche, also die Landsknechte, kämpften. Auch fehlt bei ihm dies wichtige Strophe: „Wir woll nit länger sein der Knecht / leibeigen, frönig, ohne Recht“.
Auffällig ist hier ebenfalls die Wortwahl „Schwarze Haufen“, also Mehrzahl, obwohl der historische Florian Geyer einen (!) schwarzen Haufen anführte. Was es zu der Zeit aber in der Mehrzahl gab, waren die den Landsknechten ähnliche Freikorps, die als „Schwarze Reichswehr“ die Weimarer Republik bekämpften und besonders in Berlin und dem Ruhrgebiet furchtbare Greueltaten mit tausenden von Toten begingen.
Unter Bruch des Versailler Friedensvertrags von 1919 wurden die „Schwarze Reichswehr“ von der offiziellen deutschen Reichswehr gefördert und zum Teil selbst unterhalten. War der spätere Nationalsozialist und Hitler-Anhänger Sotke bei diesen Freikorps? Gerade in Hagen und Umgebung, wo das Lied entstanden sein soll, wüteten die Freikorps. Fritz Sotke, der 1939 Leiter des Schulfunks im Kulturamt der Reichsjugendführung wurde, trat 1944 der SS bei und wurde dort Standartenführer.
Ich bin der arme Kunrad (1888)
Georg von Frundsberg führt uns an (1910)
Der arme Kunerad (1920)
Florian Geyer (1920)
Wir sind des Geyers schwarze Haufen (Sotke) (1923)
Bemerkenswerterweise bringt Sotke das Lied unter „Landsknechtlieder“, es ist aber ja das genaue Gegenteil, nämlich ein Lied der Bauern, die gegen die Söldner des Adels und der Kirche, also die Landsknechte, kämpften. Auffällig ist die Wortwahl „Schwarze Haufen“, also Mehrzahl, obwohl der historische Florian Geyer...
Wir sind des Geyers schwarzer Haufen (1973)
Das Lied ist nicht enthalten in:
- Was die Wandervögel singen (Hermann Krome, um 1919, vier Bände)
- Stahlhelm (Bundesliederbuch, 1924, obwohl zahlreiche „Landsknechtlieder“ enthalten sind)
- Sankt Georg – Liederbuch deutscher Jugend (1935, obwohl das Buch mit 130 Seiten Landsknechtliedern bzw. „Lieder der Reiterbuben“ beginnt)