Liebes Mädchen, ich steh draußen
an dei’m Fensterlein
hörst du nicht die Winde brausen?
komm‘ und laß mich ein!
Ach ich bin so herzlich müde
Hier im Sturm zu stehn
Liebes Mädchen, holder Engel
Höre doch mein Flehn!
Ach so warte nur ein wenig
Bis sich nichts mehr rührt
Liebes Mädchen, holder Engel,
Komm mach auf die Tür
Schon die halbe Nacht gesungen,
O ich armer hier!
Laß dich doch erbitten, Täubchen
Komm, mach auf die Tür
Jetzt hör ich das Fenster krachen
Bald sieht sie heraus
Nun wird sie die Tür aufmachen
Dann komm ich ins Haus.
So gewiß ist denn die Wonne
Heut bei dir zu sein
Schönstes Mädchen, Herzenssonne
Du bleibst ewig mein!‘ —
Ei so komm und genieß die Wonne
Die uns glücklich macht
Bis die goldne Morgensonne
Uns vom Schlaf erwacht!
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Mündlich aus der Umgegend von Moers im Klevischen (1839): bei Erk I, 3, Nr. 10
Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 830 „Die Probenacht“)
Dieses Lied aus dem Fürstentum Moers bezieht sich auf eine bei den dortigen Landleuten übliche Sitte beim Freien, worüber Str. 7 noch weitere Andeutungen gibt“ (Erk) Über Probenächte vergl. K. Weinhold, Frauen im MA. 1851, S. 174. – Vom Niederrhein.