Liederlexikon: Vetter Nikles

| 1970

Ein Meister dieser Art [ Lieder zu Improvisieren ] muss der „Vetter Nikles“, der Spielmann von Gebenhausen , gewesen sein. Nach dem, was Papa Gemé von ihm erzählte, machte er sich wohl oft selbst seine Verse und Lieder. Seine erste Geige machte er sich jedenfalls selbst auf einem Plaugel [  Bleuel , rechteckiges Brettchen mit Griff zum Klopfen der Wäsche ] , lernte aus sich selbst die Noten und konnte sie spielen und ihnen die Stimme geben, „wie keiner in Paris“. Auf jeden konnte er ein Lied, ein „ Hoverätchen „, machen. Im ganzen „Steinart“, in der Umgegend von Gebenhausen, ging er auf den Hocbzeiten herum, holte vor dem Haus die Braut ab und spielte und sang ihr: „Komm heraus komm heraus du trauerige Braut“


Dann ging er mit seiner Geige dem Hochzeitszug voraus bis vor die Kirche. Nachher wurde beim Hochzeitschmaus und im Wirtshaus jedem eins aufgespielt, ein „ Hoverätchen gemacht“. Wenn tausend da gewesen wären, hätte er einem jeden sein Lied gesungen, ob er Nagelschmied oder Weber oder sonst was sein mochte. Er konnte Schnörkel vorbringen, man hätte nicht geglaubt, dass es möglich wäre. Schliesslich wurde er aber auch reich dabei, Bauer mit vier Pferden, und rühmte sich, keine Ziegel auf dem Dach zu haben, die er nicht mit seiner Geige verdient hätte. ( Louis Pinck in: Verklingende Weisen I , 1926 , Volkslieder aus Lothringen , S. 276)

CDs und Bücher mit Vetter Nikles: