Liederlexikon: Kinderlieder aus des Knaben Wunderhorn
Jahrgang 1900-1919 | 1913„Kinderlieder aus des Knaben Wunderhorn“ erschien als Nr. 60 der Insel-Bücherei im Insel-Verlag. Erstauflage 1913, kurz vor dem Ersten Weltkrieg, das 35. – 40. Tausend 1938, kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Das 41. bis 50. Tausend wurde 1956 gedruckt.
Nachwort der Herausgeber:
Die Kinderlieder, die wir hier in einer von aller romantischen Willkür der Schreibung und Interpunktion befreiten Gestalt vorlegen, bilden den Anhang zum dritten Band der von Ludwig Achim von Arnim und Clemens Brentano in den Jahren 1806 bis 1808 herausgegebenen Volksliedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“, durch die neben manchem im Volke umgehenden neueren Liede viele verschollene wie noch lebende Reste alten Gesangs — Schätze, die lange verschüttet gelegen — ans Licht gehoben wurden. Auch diese Sammlung von Kinderliedern muß als eine Entdeckung bezeichnet werden (und wird, aus ihrem Zusammenhang gelöst, auch heute noch als solche wirken).
Nur vereinzelt hatten vorher Freunde des Volksgesangs, deren es nach Herders Vorangang immer mehr wurden, hier und da ein Lied aus Kindermund aufgezeichnet; welchen Begriff vom Kinderlied man in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im übrigen hatte, bezeugen uns etwa die Lieder für Kinder Christian Felix Weißes, die wir heute ebenso abgeschmackt finden wie dieser Dichter seinerzeit die Lieder, die er die Amme seines Kindes hatte singen hören und die durch bessere zu
ersetzen er die seinigen. schrieb.
Die Kinderlieder, ein Werk, „so ganz ohne vornehme Herablassung gegen die Kinder, so ganz Kind mit“, sind von Brentano, dem Mann mit dem Herzen für Kinder und andere Einfältige im Geiste, redigiert. Auch die Entwürfe zu den Titelbildern stammen von ihm, wie er an Arnim schrieb:
„Mit nächstem Postwagen erhältst Du den ganzen Rest des Manuskripts vom Wunderhorn und die Kinderlieder, zu denen ich einen Titel komponiert, der allen Leuten gefällt. Zwei Kinder machen Musik bei einer Kapelle, in der die Heilige Familie — Du kennst die alte Abbildung von einer Gemme, aus der Maria selbst gewickelt ist; unter der Kapelle ist ein Wasserfall und rings dichter Wald voll Tieren und Vögeln, die zuhören.“
Und später: „Von dem Titel zu den Kinderliedern habe ich mit Louis Grimms Hilfe die Zeichnung vollendet, er arbeitet jetzt die Platte. Die Idee ist folgende: In vielen Gegenden verkünden die Kinder den Sommer mit einer Brezel an einer Stange. Die Brezel aber ist nach der Meinung einiger Schulantiquaren ein Backwerk, welches den Kindern am Gregoriusfest als Belohnung gegeben ward, als „kleiner Preis“, prerio1um, daher Brezel. Ihre Gestalt aber hat sie, weil in dieser alle Buchstaben des Abc liegen“
Der Stecher der Kupfer ist Emil Ludwig Grimm, der Bruder der berühmten Germanisten. Seitdem „Des Knaben Wunderhorn“ erschien, hat die volkskundliche Forschung zahlreiche Kinderlieder und Reime aus allen deutschen Gauen gesammelt und bekannt gemacht. Auf den letzten Seiten des vorliegenden Bandes geben wir eine kleine Auswahl der bekanntesten Stücke dieser nicht im ,Wunderhorn« enthaltenen Kinderlieder. Wir konnten dabei dankbar eine Sammlung von Dr. W. Mohr, Bonn, benützen.
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Kinderlieder aus des Knaben Wunderhorn im Archiv:
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