Pflanzen

Apfel

Wilde bezw. verwilderte Apfelbäume sind schon zu Tacitus´ Zeiten, wie wir bemerkten, in Germanien einheimisch gewesen. Apfelschnitze finden sich schon in den Pfahlbaufunden Oberösterreichs (Höfler). Wie um die alten ehrwürdigen Waldfruchtbäume werden sich auch um den Apfelbaum heidnische Gebräuche frühzeitig gewoben haben.*) Auch die hohe Bedeutung des Apfels in der germanischen Mythologie scheint das zu bestätigen. Uralt ist z. B. die Sitte, den Apfelbaum als Lebens- und Geburtsbaum zu erwählen und ihn in der Geburtsstunde des Kindes zu pflanzen: das Neugeborene gedeiht oder verkümmert ganz wie der Baum.

Der Brauch beruht auf jener ursprünglichen Identifizierung der Menschenseele mit der Baumseele, des Menschenschicksals mit dein Baumschicksal. Eine erotische Färbung nimmt der Brauch in späterer Zeit an, wenn man wie im Aargau für Knaben Apfelbäume, für Mädchen Birnbäume setzt. Das Neugeborene wird gewissermaßen mit der Seele des andersgeschlechtlichen Baumes verbunden. Der Apfel gilt nämlich als weiblicher Baum, der Birnbaum als männlicher (vergleiche Ausdrücke wie Apfelblüte und Birnenstilchen). Wenn man die Nachgeburt unter einen Apfelbaum vergräbt, so ist das nächste Kind der Wöchnerin ein Mädchen, wenn unter einen Birnbaum, ein Bube (Schwaben). Der fruchttragende Apfelbaum steht in Wechselbeziehung zu dem fruchttragenden Weibe. So herrscht in Böhmen der Glaube, von einem zum ersten Mal tragenden Apfelbaum soll eine Frau, die schon viele Kinder geboren hat, den ersten Apfel pfliicken und essen, dann wird er sehr fruchtbar, oder man gibt die erste Frucht einer schwangeren Frau zu essen (Oberpfalz, Osterreich). —-

Wie die Ehefrauen wurden ferner auch die obsttragenden Bäume, zunächst der Apfelbaum, mit der Lebensrute der Fruchtbarkeit geschlagen oder gefitzelt. Die Frucht des Apfels gilt wie die Nuß als Symbol der weiblichen Fruchtbarkeit. Hierfür eignete sich der Apfel wegen des Reichtums seiner Kerne, der ihn mit dem Reichtum der Kinder des fruchtbaren mütterlichen Schoßes in Vergleich stellt.

Auf Rügen herrscht der Glaube, daß eine schwangere Frau Zwillinge bekommt, wenn sie zwei. zusammengewachsene Äpfel. ißt. Äpfel und Nüsse (Haselnüsse) werden schon in heidnischen Zeiten bei Frühlingsfesten wie Hochzeiten als Symbole der Fruchtbarkeit der Erde wie des Weibes verwendet worden sein. Noch jetzt werden sie als Geschenke zu Weihnachten (Wintersonnenwende) gespendet, auch der Kinderfreund Nikolaus (Donar) verschenkt sie. In diesem Sinne schmückte man auch den Maienbaum, den Dämon der Fruchtbarkeit, mit Äpfeln.

Auch bei den Slaven ist der Apfel das Symbol ehelicher Fruchtbarkeit. In der Herzegowina wirft die Braut Äpfel unter die Kinder (Krauss 43o); in Kroatien wirft sie einen Apfel über das Haus des Bräutigams. In Slavonien trägt die Braut auf ihrem Hochzeitsgange einen Apfel im Busen, um fruchtbar zu sein (Krauss 396). Ebenso steckt sich in Dalmatien die Braut am Hochzeitsmorgen einige Äpfel in den Busen (Krauss 419).

Eine eigentümliche Sitte, offenbar mit erotischem Hintergrunde ist der sogenannte Holzäpfeltanz im Dorfe Dossenheim am Odenwald, der am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt aufgeführt wird. Die Jünglinge des Dorfes, die am Volksfeste teilnehmen wollen, legen ihren Mädchen am Vorabend einige Holzäpfel vor das Fenster. Am andern Tage wird in einem kleinen Hofraum ein Sack voll Holzäpfel auf den Boden ausgeschüttet, die Paare tanzen nun über die Äpfel, wobei hin und wieder ein Pärchen auf die Erde zu liegen kommt. Wenn der Tanz beginnt, erhält der erste Tänzer in der Reihe einen Walnußzweig, bei der nächsten Runde bekommt ihn ein anderer und so fort, bis eine Flinte losknallt; wer den Zweig in diesem Moment hat, muß alle übrigen bewirten, — Dieser Holzäpfeltanz scheint ein uraltes Apfelvolksfest mit erotischem Hintergrunde zu sein; wie er dann auch in neuerer Zeit nicht die ehrbarsten Auftritte herbeigeführt hat.

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Aprikose

Das Heimatland der Aprikose ist Armenien. Erst im späteren Altertum, zur Zeit Alexanders des Großen, ist die Aprikose nebst Pfirsich und Zitrone nach Südeuropa eingeführt worden. Alle drei Früchte wurden von den Griechen als Apfelarten bezeichnet: melon armeniakon, persikon, medikon. Vielleicht ist erst zur Zeit der Kreuzzüge die Aprikose nach Frankreich (le damas = Pflaume … Weiterlesen …

Birke

Unseren germanischen Vorfahren galt bereits in grauer Urzeit die Birke ganz besonders als der Baum des Segens, Lebens,Wachsens, welcher Fruchtbarkeit und (in späteren Zeiten) auch Schönheit verlieh. Der Grund war wohl das frühzeitige Schwellen und Knospen, das überraschend schnelle Sichbegrünen, auch das geschmeidige, lebendige sich Hin und Herbewegen seiner Äste,Vor allem die leuchtende, lichtvolle Weiße … Weiterlesen …

Birne

Bei den Griechen war der Birnbaum der Aphrodite, den Römern der Gartengöttin Venus geweiht; daher trug eine Art Birnen den Namen Veneraria oder pira venerea (Columella), die wahrscheinlich unsere sogenannte Liebesbirne“ (poire d‘ amour) ist. Der Birnbaum kam dann durch die romanischen Bauern, die unter den süddeutschen und westlichen Germanen lebten, in unser Vaterland. Im deutschen Volksaberglauben … Weiterlesen …

Brombeere

Dr. Aigremont irrt, wenn er in Volkserotik und Pflanzenwelt (1908) schreibt: „Der Brombeerstrauch hat im deutschen Volksglauben keine erotischen Beziehungen.“  Denn weit verbreitet ist das Lied vom Mädchen, das in die Brombeeren geht und schwanger wird. Aigremont führt weiter aus:  „Der Brombeerstrauch dient vielmehr — wegen seines struppigen Aussehens — den Hexen als Nachtlager, auch … Weiterlesen …

Buche

Die Buche war ein uralter Kultbaum, wohl schon in indogermanischer Zeit. Wegen ihrer eßbaren Früchte, der Bucheckern (=got. akran Frucht), war sie hochgeschätzt. Und noch heute sind die „Büchele“ (Bucheicheln) eine Kultspeise zu Allerseelen in Oberbayern. Später ist die Bedeutung der Buche durch andere Kultbäume, Eichen, Birken, Tannen gemindert worden. In der Volkserotik tritt sie … Weiterlesen …

Eberesche

Der schlanke Baum, der im Herbste traubenweise seine vielen kleinen Früchte reift, galt frühzeitig wegen dieser Fülle von leuchtend roten Beeren als Symbol der Fruchtbarkeit, des Kindersegens. Die Beziehung auf die Kinder ist ersichtlich, wenn es noch heute in Mähren heißt: Gibt es viele Vogelbeeren im Jahr, gibt es viel Kinder. Wegen dieser Beziehung wurde … Weiterlesen …

Eiche

Die Eiche galt bei den alten Germanen — ein indogermanisches Erbteil — als ein männlicher Baum. Schon bei den Griechen war sie dem obersten Himmelsgotte geweiht, den sie zu Dodona in einer Eiche verehrten. Bei den Römern war die Eiche dem Jupiter heilig, ihre Frucht, die Eichel, hieß Jovis glans = juglans (später für die Walnuß gebraucht). … Weiterlesen …

Erle

Nach dem Eddalied entstanden das Weib aus der Erle und der Mann aus der Esche. Erlenholz gebrauchte man als den Holzmörser, in dem man mit dem harten Eschenquirler quirlte, um das Feuer zu erzeugen. Das Erlenholz bildete also den Feuerschoß und das Eschenholz den Feuerpenis. Dieses Feuerquirlen wurde bei den Germanen wie bei andern Völkern … Weiterlesen …

Esche

Esche und Erle waren nach altgermanischer Mythologie die Eltern der ersten Menschen (ask = der Mensch) gewesen. Erst eine spätere Umänderung war es, daß drei gütige Götter den zwei vom Meer ans Land getriebenen Stämmen der Esche und Erle Geist, Sprache, Blut und Farbe einflößten. Ursprünglich galt wohl der männliche Baumgeist der Esche — Männer … Weiterlesen …