Liederlexikon: Johannis

| 1970

Die in der Bibel grundgelegte Lichtsymbolik spielt dem entsprechend nicht nur zu Weihnachten eine Rolle, sondern auch am Johannistag, den 24. Juni. Die Sommersonnwende wurde durch „Lichtverstärkung” gefeiert. Wenn das Licht schwächer, es also Abend oder Nacht wird, entzündet man Feuer, um das Licht zu „verstärken”, die Nacht zu erleuchten, in der Nacht dem Licht über seine momentane Schwäche hinweg zu helfen. Die Sonnwendfeuer, manchmal auch „ Rotfeuer ” genannt oder „ Sunnawenhansl-Frohfeuer ” ( Steiermark ), hat es wahscheinlich schon in vorchristlicher, germanischer Zeit gegeben. Sie erleuchteten die Nacht, wenn Wotan Walhall verließ und segnend über die Erde schritt. Da dieses Brauchtum auch zum christlichen Festanlass passte, wurde es übernommen.

Der Johannistag wurde zur „Sommerweihnacht”. Für diesen Tag galten strikte Vorschriften: unziemliche Trinksitten, Händeleien oder Ähnliches waren verpönt. Die Unverheirateten tanzen, oft bis zur Erschöpfung, um das Feuer. Zum Johannisfeuer gehört der segenbringende Sprung über das Feuer. Er überwindet Unheil, reinigt von Krankheit und wirkt je besser, je mehr über das Feuer springen. Wenn ein Paar sich bei diesem Sprung nicht losließ, so deuteten dies die Menschen früher als ein gutes Zeichen für eine bald bevorstehende Hochzeit.

Vor dem Erlöschen des Feuers warfen die jungen Frauen den Blumenstrauß, den sie zum Festkleid trugen, in die verlöschenden Glut und sprachen: „Wie dieser Kranz möge all mein Mißgeschick verbrennen und in Nichts zerfallen.”  Fackelschwenken und Scheibenschlagen haben sich mancherorts als paralleles Tun zum Sonnwendfeuer erhalten. Die Asche des Johannisfeuer wurde als Segen auf die Felder gebracht.

„Feuerspenden” (Reisig, alte Besen, Stroh, Werg und Äste) galten damals als Ehrensache. Im Spruchgut der Eifel heißt es: „Wer kein Holz zum Feuer gibt, erreicht das ewige Leben nit” oder „Ist eine gute Frau im Haus” Schmeißt ein Büschel Holz heraus, oder man lässt den Marder ins Hühnerhaus.” Um „alles Unglück für das kommende Jahr abzuwaschen”, gehörten mancherorts „Quellgänge” zum Johannistag. Es musste fließendes Wasser aus Quellen oder Bächen sein, in dem man die mit Blumen geschmückten Frauen besprengte.

Zum Johannistag gehörten früher Johanniskränze aus siebenerlei oder neunerlei Kräutern und Pflanzen, z.B. Bärlapp, Beifuß, Eichenlaub, Farnkraut, Johanniskraut, Klatschmohn, Kornblumen, Lilien, Rittersporn und Rosen. Die Kränze wurden über Tür und Fenster gehängt, um vor Geistern und Dämonen zu schützen, die in der Johannisnacht spukten. In Mitteldeutschland warf man den Kranz über das Haus, damit der Segen wirkte. Gekreuzte Besen vor Türen und Toren wehrten Spukgestalten ab; ein Johanniskranz unter dem Kopfkissen brachte Glück in der Liebe, gleichfalls ein Blütenteppich unter dem Esstisch, das so genannte „Johannisstreu”. Siehe auch Johannisbaum .

Quelle und weitere Informationen:

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