Liederlexikon: In Dulci Jubilo

Halblateinisches Weihnachtslied

| 1400

„In Dulci Jubilo“ stammt aus dem 14. Jahrhundert. Dieses Mischlied wird schon Anno 1410 erwähnt. Die Melodie ist überall vom 15.— 17. Jahrhundert, auf katholischer und protestantischer Seite die gleiche, lediglich die Texte unterscheiden sich, insbesondere was die jungfräuliche Geburt Maris betrifft. (s. Altd. Liederbuch Nr. 528. Bäumker, kath. Kirchenlieder. I, Nr. 50).

In Dulci Jubilo

Der niederdeutsche Text, eine Umschreibung des hochdeutschen, steht im Magdeburger Gesangbuch 1534 und 1543. Luc. Lossius, Psalmodie 1569. Dieses Mischlied findet sich auch in niederländischer Fassung handschriftlich in der Kgl. Bibl. Berlin. Ms. germ. 8, 190  (Mitte des 15. Jahrh.), Bl. 13, Nr. 16. Textabdruck bei Hoffmann  „In Dulci Jubilo“ Nr. 15. Mel. dazu bei Bäumker, niederländische geistliche Lieder; ist auf geraden Takt gebracht, sonst wesentlich gleich mit obiger.

In Dulci Jubilo
singhet ende weset vro
al onse harten wonne
leit in presepio etc..

In Triller’s Singbuch 1555 ist das Lied durchweg deutsch: „In einem süßen Ton nu singet und seid froh .. „. Wieder eine andere Bearbeitung mit Vermeiden des Latein im Andernacher Gesangbuch 1608; sie steht neben dem alten Mischtexte und beginnt: In einem süßen Schall nun singet fröhlich all.

Von dem Liede hat sich auch eine durchweg lateinische Fassung gefunden, die bisher ungekannt war. Sie steht im Liederbuch der Anna von Köln S. 6 (Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrh, geschrieben), daraus zuerst mitgeteilt von Dr. Bolte in der Zeitschr. für d. Philologie 21. Bd, S. 141. Es mag hier die Anfangsstrophe folgen:

In Dulci Jubilo
cantate domino
Nostri cordis gaudium
est in presepio
et fulget ut lux solis
in matris gremio
ergo merito
ergo morito
iubilizat cor omne
mentis tripudio

Wenn Dr. Bolte dazu bemerkt, dass diese Fassung doch wohl als die ursprüngliche angesehen werden müsse, so kann ich diese Meinung nicht teilen : der lateinische Text kann eben so gut aus dem Mischtexte entstanden sein, da dieser schon Anfang des 15. Jahrh. bekannt war. (Böhme, Deutscher Liederhort III, S. 638)

(Vergl. Lessing’s Werke, 11. Bd., 2. Abt., S. 90) Hoffmann’s Schrift „In Dulci Jubilo“ 1861, S. 46; dessen Geschichte des Kirchenliedes S. 154. Die Texte zusammengestellt: Wackernagel, das Kirchenlied II, Nr. 640—647 ; III. Nr. 1074 (niederd.). Dreves, kirchenmusikalisches Jahrbuch 3, 38 (1888) – Fischer, Kirchenliederlexikon I, 410 — 412.

 


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