Liederlexikon: Deutsche Handwerkslieder

| 1865

Deutsche Handwerkslieder von Oskar Schade erschien 1865 in Leipzig – im Vorwort heisst es:
Die hier gebotene Sammlung deutscher Handwerkslieder ist in der zweiten Hälfte des verwichenen Jahrzehends während meines Aufenthaltes in Weimar zu Stande gekommen. Sie weiter zu vermehren ist mir nicht gelungen weder in Halle noch auch hier in Königsberg. Hauptquelle für die noch in Schwange gehenden Lieder waren die Träger derselben, junge Handwerksmeister und Gesellen, namentlich der letztern lebendiger Gesang in Herbergen und an der Straße….

Der ganze Vorrat ist in drei Gruppen getheilt: Zunft- und Preislieder, nach dem Namen der Handwerke die sie meinen alphabetisch geordnet; Gesellenlieder, die das Treiben der Handwerksgesellen besonders ihre Wanderschaft zum Gegenstande haben; endlich erzählende Lieder und Spottlieder. Theils ungelenk und zünftig teils, mit dem sprachlichen Ausdrucke ringend, ohne allen höheren poetischen Wert, aber voll tüchtiger ehrenwerter Gesinnung, theils in leichtem Fluße der Rede, lebendig und frisch, keck in Anlage und Haltung, mit dem vollen warmen Herzschlage des echten Volksliedes, zuweilen aus-gelassen und übermütig und bis zur Unzier derb, geben diese Lieder Bild und Zeugnis eines bunten, vielgestaltigen, tüchtigen Stückes deutschen Lebens, das, zumTheil wenigstens, nun auch im Abblühen begriffen ist.

Die eigentlichen Zunftlieder, schon sehr zusammengeschmolzen, werden nicht lange mehr in lebendigem Gesange dauern, ungleich länger die Gesellenlieder, die die Wanderschaft und ihre Erlebnisse, Abschied und Wiederkehr, Liebesleid und Lust besingen, die in ihrem allgemein menschlichen Wesen die Gewähr ihrer Dauer haben


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