Leise tönt die Abendglocke,
Die Natur, sie geht zur Ruh!
Vöglein singen Abschiedslieder,
Sonne sank nach Westen zu.
Durch das Kloster wandelt leise
Eine Nonn´ in schwarzer Tracht,
Betet für den armen Krieger,
Der verwundet in der Schlacht
Horch, was klopft jetzt an die Pforte?
ein alt Mütterlein tritt ein:
spricht: „Mein Sohn liegt hier verwundet,
möchte seine Pflegerin sein“
„Arme Mutter“, spricht die Nonne,
„Euer Sohn, der lebt nicht mehr,
Eben hat er ausgelitten,
Seine Leiden waren zu schwer“
Beide Beine abgeschossen
und dazu die rechte Hand
womit er so treu gefochten
für sein teures Vaterland
Und die Mutter tritt ans Bette,
Zieht das Leichentuch herab
Einen Schrei, und sie sank nieder.
Gräber, grabt für zwei ein Grab.
Verfasser unbekannt , aus dem 19. Jahrhundert
in: Albvereins-Liederbuch (ca. 1900, ausgabe 1927) —