Kommt her und schaut! Da steht der Sarg

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Kommt her und schaut!
Da steht der Sarg,
und drinnen ist der Tod.
Dort ist das Grab
hier sinkt’s hinab
wo die Verwesung droht

Kommt her, ihr alle
schaut und bebt!
Hier sinkt auch ihr hinab.
Schnell flieht die Zeit
Vergessenheit deckt
bald auch euer Grab

Schon manchen sah,
am Morgen noch,
ich wie die Rose blühn.
Der Tag entwich,
die Sonne blich,
und ich verscharrte ihn.

Zwar bin ich nur ein armer Mann
doch fürchtet mich die Welt.
Des Frevlers Feind, der Unschuld Freund
bin ich von Gott bestellt

Was prunkst du dort, in Geld gehüllt,
Tyrann, mit fremdem Gut?
Sieh hier! Sieh hier! Hier stehen wir!
Sprich, sinkt dir nicht der Mut?

Und du da, Held, im Waffenblitz
der Gottes Welt verheert.
Blick her! Durch mich droht fürchterlich
für dich der Rache Schwert

Doch du, den schuldlos Elend drückt
und dem der Trost entwich,
Verzage nicht, sei treu der Pflicht!
Bald, bald erlös‘ ich dich

Klein ist mein Feld. Nicht viel bedarf
wer ruhig schlummern will.
Hier kennt das Herz nicht mehr den Schmerz
Hier ruht sich’s sanft und still

Klein ist mein Feld, doch groß die Saat
für eine Ewigkeit.
Einst sproßt im Flor sie schön empor
und ich bin’s, der sie streut!

Kommt her und schaut! Da steht der Sarg
hier ruht die stille Saat.
Der droben thront, der Richter, lohnt
dereinst euch jede Tat.

Kaum stützet mich die Schaufel noch:
doch wer mir blicken kann
Voll Zuversicht ins Angesicht,
der ist ein Biedermann!

Text: Gr. von Mellin
in Mildheimersches Liederbuch

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1800 : Zeitraum:

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