Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn
Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?
Kennst du es wohl? Dahin!
Dahin möcht´ ich mit dir,
O mein Geliebter, ziehn.
Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach
Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach
Und Marmorbilder stehn und sehn mich an:
Was hat man dir, du armes Kind, getan?
Kennst du es wohl? Dahin!
Dahin möcht‘ ich mit dir,
O mein Beschützer, ziehn.
Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg?
Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg
In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut
Es stürzt der Fels und über ihn die Flut.
Kennst du ihn wohl? Dahin!
Dahin geht unser Weg!
O Vater, laß uns ziehn!
Text: Johann Wolfgang von Goethe (1795)
Musik: Friedrich Reichhardt (1795), in „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ 1795 mit obiger Melodie
sehr verbreitet und fast Volkslied ist die Melodie von Friedrich Heinrich Himmel (siehe weiter unten), weitere Vertonungen u. a. von Beethoven
u.a. in: Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) — Liederbuch Postverband (1898) —