Keinen Tropfen im Becher mehr
und der Beutel schlaff und leer
lechzend Herz und Zunge
Angetan hat´s mir dein Wein
deiner Äuglein heller Schein
Lindenwirtin, du junge!
Und die Wirtin lacht und spricht:
„In der Linde gibt es nicht,
Kreid´ und Kerbholz leider
Hast du keinen Heller mehr
Gib zum Pfand dein Ränzel her
Aber trinke weiter.“
Tauscht der Bursch sein Ränzel ein,
Gegen einen Krug voll Wein,
Tät´ zum Geh’n sich wenden.
Spricht die Wirtin: „Junges Blut,
Hast du Mantel, Stab und Hut,
Trink und laß dich pfänden.“
Da vertrank der Wanderknab
Mantel, Hut und Wanderstab
Sprach betrübt: „Ich scheide.
Fahre wohl du kühler Trank,
Lindenwirtin jung und schlank,
Schönste Augenweide.“
Spricht zu ihm das schöne Weib:
„Hast ja noch ein Herz im Leib,
Lass‘ es mir zum Pfande!“
Was geschah, ich tu’s euch kund:
Auf der Wirtin rotem Mund
Heiß ein andrer brannte!
Der dies neue Lied erdacht,
Sang’s in einer Sommernacht
Lustig in die Winde.
Vor ihm stand ein volles Glas,
Neben ihm Frau Wirtin saß
Unter der blühenden Linde
Text: Rudolf Baumbach – 1876
Musik: Franz Wilhelm Abt – 1878