Jungfräulein, soll ich mit euch gahn
in euren Rosengarten?
da wo die roten Röslein stahn
die schönen und die zarten
und auch ein Baum der blühet
von Ästen ist er breit
sowohl ein kühler Brunnen,
der grad darunter leit.
„In meinen Garten kommst du nit
zu diesem Morgen früh
den Gartenschlüssel findst du nit
er ist verborgen hie
Er leit so wohl verschlossen
er leit in großer Hut
der Knab darf weiser Lehre
der mir den Garten auftut
Ich kam zu ihr in Garten
Wie manch gut Gsell mehr tut
Da stand das selbig Jungfräulein
So gar in großer Hut
Es sang von Heller Stimme
Dass in dem Garten erschall
Die Vögel in den Lüften
Gabens den Widerhall
Ich kam zu ihr getreten
Wie manch gut Gsell mehr tut
Ich wollt sie han gebeten
Ich bot ihr einen Gruß
Ich ward zu einem Stummen
Vor Schand do stund ich rot
Bei allen meinen Tagen
Leid‘ ich nie größer Not
Gut Gsell! darumb mich beten hast
Das kann und mag nit sein!
Du wolltest mir zertreten han
Die liebsten Blümlein mein;
So kehr dich wieder um hin
Und gang du wieder heim!
Du brächtest mich zu Schanden
Fürwahr ist mir nicht klein
Ich kehrt mich wieder umher
Und ging bald wieder heim.
Do stund das selbig Jungfräulein
In seinem Garten allein
Sie pflanzt ihr gelbes Haar
Von Gold hat es ein Farb
Mit ihrem roten Mund
Sie mir den Segen gab
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 427, Quelle: Bergkreyen (1536) Nr. 54)
Die vorgesetzte Melodie ist die des Liedes: Von deinetwegen bin ich hie. Da im Ambraser Liederbuch von diesem Texte einiges herüber genommen ist, muß man gleiche Singweise annehmen.