Nimm sie bei der schneeweißen Hand

Jungfer ihr sollt tanzen

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Nimm sie bei der schneeweißen Hand

Nimm sie bei der schneeweißen Hand
und führ sie in den Rosenkranz
Blau, blau Blumen auf mein Hut
hätt ich Geld und das wär gut
Blumen auf mein Hütchen

Jungfer, ihr sollt tanzen
in diesem Rosenkranze.
Blau, blau Blumen auf mein Hut
hätt ich Geld und das wär gut
Blumen auf mein Hütchen

Jungfer, ihr sollt küssen!
Das tät die Jungfer lüsten.
Blau, blau Blumen auf mein Hut
hätt ich Geld und das wär gut
Blumen auf mein Hütchen

Jungfer ihr sollt nichen (nicken)
das tät die Jungfer strichen (schmeicheln)
Blau, blau Blumen auf mein Hut
hätt ich Geld und das wär gut
Blumen auf mein Hütchen

Jungfer, ihr sollt scheiden,
das tät der Jungfer leide.
Blau, blau Blumen auf mein Hut
hätt ich Geld und das wär gut
Blumen auf mein Hütchen

Jungfer, ihr sollt draußen gehn!
Ein andre soll darinne stehn.
Blau, blau Blumen auf mein Hut
hätt ich Geld und das wär gut
Blumen auf mein Hütchen

Text und Musik: Verfasser unbekannt

Alter Reigen ( Johannisreigen ) aus der Gegend von Bonn – mündlich aus Kessenich , Poppelsdorf .
Ein Vorläufer des heutigen „Flaschendrehen“, bei dem eine im Kreis stehende Jungfrau alles zu tun hat, „was die sie umtanzenden Burschen und Mädchen singen“.

u.a. in: Deutscher Liederhort (1856, Nr. 139 ) und Liederhort II (1895, Nr. 975a „Reigen am Johannisfeste“ (Rosentanz)) —


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Anmerkungen zu "Nimm sie bei der schneeweißen Hand"

Hoffmann von Fallersleben schreibt zu diesem Lied (in Horae belgicae II; 180):

Ein Reigentanz, den die Kessenicher und Poppelsdorfer Jungen und Mädchen in den Jahren 1819 u 1820 an schönen Sommerabenden im Freien ausführten. Einer führt eine Jungfrau in den Kreis, die dann Alles tun muß, was die um sie tanzenden Mädchen und Junggesellen singen. Sie muß tanzen küssen nicken ..  Am Ende des Liedes treten Beide aus dem Kreise wieder heraus und ein andres Paar tritt hinein. Der Junggeselle tanzt mit seiner Mailine . Dies ist das Mädchen, welches er auf der öffentlichen Versteigerung ( das „Mailehen“ genannt) erstanden hat . Letztere findet gewöhnlich im Mai statt. Die Junggesellen kommen alsdann im Kruge zusammen, schreiben alle Mädchen im Dorfe auf und jedes wird dann nach dieser Liste einzeln ausgeboten.  Je höher das Mädchen weggeht,  desto besser, denn alle diese Geldsümmchen werden in die Mailehenkasse getan, woraus man die Sonntagstänze und Kirmesgelage im Laufe des Sommers bestreitet. Das Mädchen ist verpflichtet, seinem Junggesellen mit aller Lieb und Treue bis aufs nächste Jahr anzuhangen, es muß mit ihm ausgehn, mit ihm tanzen, trinken , singen und ihn auch mitunter küssen. Manches Mädchen wird um hohe Preise versteigert, die meisten aber kann man recht billig haben, weil der Schönen wenige sind und jeder die Schönste haben will.  Auf alte Liebschaften – und wären es selbst Verlobungen – wird keine Rücksicht genommen – und wenn ein Liebender seinen Schatz nicht ersteigern konnte , so muss er auf manche Freuden verzichten, wenn er nicht für gewisse Übertretungsfälle eine bestimmte Strafsumme an die Mailehenkasse entrichten will.“

Ludwig Erk wird hier an ein berühmtes Lied des Walther von der Vogelweide erinnert:

Nehmt Fraue diesen Kranz
so zieret ihr den Tanz
mit den schönen Blumen….
( Lachmann , 74)

vgl auch Firmenich : Germaniens Völkerstimmen I,460 „Bloh bloh Fingerhoot“.. — Ferner Ludwig Erk : Neue Sammlung deutscher Volkslieder Band II, Heft 4, Nr 78

Ganz ähnlich dem deutschen Reigenliede ist das holländische zum Rosentanze, wie dies Hoffmann (niederländische Volkslieder Nr. 138) gibt!

Nu will ik eens omaengaan
(Roozen aan mijn Hoedje!)
En zien of ik ze vinden kan
(Roozenbloemen aen mijnen Hoed)
Haaden wij Geld, wij hadden moet
(Roozen aan mijn Hoedje!)

(6. Strophen)

"Nimm sie bei der schneeweißen Hand" in diesen Liederbüchern

Zupfgeigenhansl (1908) – Der Spielmann (1914, 1947)