Juchheissa nach Amerika

Verkauf hessischer Landeskinder nach Amerika

»

Juchheißa nach Amerika
dir Deutschland gute Nacht
Ihr Hessen präsentiert´s Gewehr
der Landgraf kommt zur Wacht

Ade Herr Landgraf Friedrich
du zahlst uns Schnaps und Bier
schießt Arme Mann und Bein uns ab
so zahlt sie England dir

Ihr lausigen Rebellen ihr
Gebt vor uns Hessen acht
Juchheißa nach Amerika!
Dir Deutschland gute Nacht

Text und Musik: Verfasser unbekannt

in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 333, „Verkauf hessischer Landeskinder nach Amerika“)

Dort wird angemerkt: „Ein schön und wahrhaftiges Soldatenlied, so Anno 1775 am 19. Oktober zu Kassel auf der Parade von den abziehenden Militärs mit admiraber bonne humeur vor Ihrer Durchlaucht gesungen ward. Der Galgenhumor in diesen Versen ist den damaligen Zeitgenossen wahrscheinlich nicht zum Bewußtsein gelangt“ –
Vergleiche auch: Und alle Tag dieselbe Plag

CDs und Bücher mit Juchheissa nach Amerika:

Anmerkungen zu "Juchheissa nach Amerika"

Friedrich Schiller beschreibt die Szene in seinem Stück „Kabale und Liebe„:

„Es traten wohl so etlich vorlaute Bursch´ vor die Front heraus und fragten den Obersten,wie teuer der Fürst das Joch Menschen verkaufe? – aber unser gnädigster Landesherr ließ alle Regimenter auf dem Paradeplatz aufmarschieren und die Maulaffen niederschießen. Wir hörten die Büchsen knallen, sahen ihr Gehirn auf das Pflaster spritzen,und die ganze Armee schrie: Juchhe nach Amerika! […] Ja.gnädige Frau – warum mußtet Ihr denn mit unserem Herrn gerad auf die Bärenhatz reiten,als man den Lärm zum Aufbruch schlug?- Die Herrlichkeit hättet ihr doch nicht versäumen sollen, wie uns die gellenden Trommeln verkündigten, es ist Zeit ,und heulende Waisen dort einen lebendigen Vater verfolgten und hier eine wütende Mutter lief , ihr saugendes Kind an Bajonetten zu spießen,und wie man Bräutigam und Braut mit Säbelhieben auseinanderriß ,und wir Graubärte verzweiflungsvoll dastanden,und den Burschen auch zuletzt die Krücken noch nachwarfen in die Neue Welt – Oh,und mitunter das polternde Wirbelschlagen ,damit der Allwissende uns nicht sollte beten hören -“

Hintergrund des Liedes:

Die deutschen Fürsten verkauften ihre zwangsrekrutierten Soldaten auch an andere Mächte, vor allem an England, das diese zur Verteidigung seiner Kolonien in Nordarmerika einsetzte. Mit Hessen waren diese „Handelsbeziehungen“ besonders intensiv, der Landgraf Friedrich verkufte von 1775-1783 19.5000 Soldaten an England. Das war für ihn sehr ertragreich, denn er verdiente daran doppelt: Zunächst erhielt er pro Mann eine gewisse Grundsumme, im Fall von Verletzung oder Tod des Soldaten noch einen Zuschlag. ( Hessische Söldner )

Vergleiche auch folgende Passage aus einem Aufsatz in der Gartenlaube, geschrieben von Eduard Leyh, über die Melodie der amerikanischen Nationalhymne: Titel: Die amerikanische Nationalhymne,  Die Gartenlaube, Heft 12, S. 204–206, Herausgeber: Ernst Keil, Erscheinungsdatum: 1875

„Mein alter Freund und Mentor, der 1871 in Cincinnati verstorbene Journalist August Becker, welcher meine vorstehende Übersetzung vor dreizehn Jahren während des Bürgerkrieges zuerst publizierte, wollte übrigens dem armen Durang seinen Ruhm niemals gönnen; er meinte, eine so herrliche Melodie könne gar kein Amerikaner erfinden, dieselbe sei entschieden deutsch. Als Beweis führte er den Endreim eines hessischen Soldatenliedes an, welcher lautet:

„Unser Landgraf, der soll leben, und die Landgräfin daneben!
Hesse-Darmstädter sein mir, ja Hesse-Darmstädter sein mir.“

Becker argumentierte nun, daß die damals von ihren sauberen Fürsten an die Engländer verschacherten Hessen dieses Lied auf amerikanischem Boden häufig gesungen hätten und die Melodie hier von den Amerikanern aufgegriffen worden sei. Tatsächlich herrscht zwischen dem Liede der Darmstädter Patrioten und dem Endreime unserer Nationalhymne große Ähnlichkeit und ich war immer geneigt, Herrn Becker in diesem Punkte Recht zu geben“ (Quelle)