Jetzund fällt die Nacht herein
Vieh und Menschen schlafen ein
Vieh und Menschen haben Ruh
schließen ihre Augen zu
Schöne glänzt der Mondenschein
und die güldnen Sternelein
Flinken, blinken hin und her
bringen süße neue Mär
Alles grüne Laub und Gras
so nur je geschaffen was
streckt sich, deckt sich, schläfet ein
tut im Kühlen sicher sein
Alle Blümlein jung und zart
lieblich, schön, vielfalter Art
tun sich zu und tun sich auf
bis die Nacht vorüber lauft
Alle kleine Waldvöglein
sparen ihre Stimmelein
sitzen, schwitzen, schlafen wohl
ich allein bin Traurens voll
Asteris, mein Firmament
hat sich auch von mir weggewendt
meiner Liebsten Äugelein
verbergen auch ihren Schein
O ihr Sternlein aus der Zahl
wo ist euer Feuerstrahl
Zündt doch eure Lichtlein an
Lasst sie hell und offen stahn
Eure Liebesfunkelein
seind heller als der Mondenschein
sie vertreiben Tag und Nacht
dass man keiner Schmerzen acht
Denn von dero Flämmelein
zündet sich an Mark und Bein
Das Herz zittert, das Herz zagt
„Ach, du Allerliebst!“ es sagt
„Ach du tausend Engelein
lass mich deinen Diener sein
deinen Diener, der ganz dein
und niemand anders will sein
Sieh doch an die Schmerzen groß
der da liegt in Ohnmacht bloß
seufzet, schreiet stets nach dir
o mein allerschönste Zier“
Aber was hilft mein Klag
dass ich mich vergeblich plag
dass ich mich vergeblich kränk
und mein Herz in Trauer senk
Wieder kommt der Sonnenschein
der den Monden treibet ein
wecket, strecket alles auf
bringet klein und groß zu Hauf
Ach das liebste Mündelein
das im Schlaf geschlossen sein
spreng auf seine Lippen rot
und erlös mich aus der Not
Das ich nun erwarten will
bis das Glück vollend’t sein Ziel
bis das Glück vollbracht sein End
hiermit ich mich von dir wend
Text: Verfasser unbekannt (1646, die ersten beiden Strophen nach einem Gedicht von Opitz)
Musik: aus einem handgeschriebenen Notenbuch von 1690
Auf einem fliegenden Blatt vom Jahre 1646 „Zwey weltliche Lieder, newe Lieder“ (Das 1.) Auch gleichlautend um 1690 „Tugendhaffter Jungfrauen- Zeitvertreiber“ Nr. 34 – vermutlich von einem Harsdörfer oder Pegnitzschäfer gedichtet. in Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895, Nr. 233)