Er: Jetzt kommt die Zeit, dass ich wandern muß
Mein Schatz, mein Eigentum!
Sie: Wann wirst du wieder heimkommen
Und mich erfreuen tun?
Er: Und wenn ich wieder heimkomme,
Erfreu’n tu‘ ich dich nicht
Ein‘ kleine Weil‘ tu ich dich lieben
Heiraten aber nicht
Sie: Tust du mich ein‘ kleine Weil lieben
Heiraten aber nicht
So bitt ich dich, mein schönster Schatz
Verführe du mich nicht
Er: Und wenn ich dich verführen tu
Die Schuld ist selber dein
So vielmal ich gekommen bin
Hast du mich gelassen ein
Sie: Ich Hab dich rein gelassen
Aus lauter Lieb und Treu
Hab‘ g’dacht, du wirst mich nehmen
Jetzt aber sprichst du: nein!
Ist gleich der Apfel schön rosenrot
Steckt doch ein Würmchen drin
Sobald der Knab geboren wird
Trägt er ein’n falschen Sinn
Ein’n falschen Sinn, einen stolzen Mut
Den tragt ihr allezeit
Wenn ihr ein Mädel verführen könnt
Ist eure größte Freud
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Aus Grabig, Klein-Ellgut und Neiderei
in: Schlesische Volkslieder (1842, Nr. 155)
Zur Geschichte dieses Liedes:
Versionen, Parodien und Nachdichtungen: :
Liederthema: Abschiedslieder, Dialoglied, Liebeslieder
Liederzeit vor 1842 - Zeitraum: 19. Jahrhundert: Volkslieder
Stichwort: Orte: Grabig, Klein-Ellgut, Neiderei, Schlesien
Geschichte dieses Liedes: Falscher Sinn
Anmerkungen:
Bei Kretzschmer 2, 345. kürzer und mit einem andern Schlusse.
Strophe 6.“Ist gleich der Apfel schön rosenrot… “ ist Gemeingut vieler Volkslieder, kommt auch in einem wendischen Liede vor: (Volkslieder der Wenden 1, 191)
Ein jegliches Äpflein ist schön und rot
Doch innen da birgt es die Kerne so schwarz
Ein jegliches Bürschlein hat Reden so fein
Doch innen im Herzen birgt’s trügerischen Sinn