Eine Heldin wohl er zogen,
mit Namen Isabell
die schoß mit Pfeil und Bogen
so gut als Wilhelm Tell
Ein Ritter jung an Jahren
Mit Namen Eduard
Der sich beim Ritterspiele
In sie verliebet hat
Der schenkt ihr Papageien
Den schönsten Ritterstrauß
Doch nichts, das war ihr Wille
Sie schlug ihm Alles aus
Du bist so stolz und spröde
Dein Stolz wird dich noch reu’n
Denn eh ich sterben werde
Wirst du noch um mich wein’n
Einst ritt sie eine Strecke
Als Jägerin ins Holz
Da erblickt sie in der Hecke
Eine Bärin, die war stolz
Sie wollt die Flucht ergreifen
Doch nein, das kühne Weib
Sie schoß mit Pfeil und Bogen
Ihr mutig durch den Leib
Und als der Schuß gefallen
Eilt sie zum Wildpret hin:
Da erblickt sie — Eduarden
In eine Bär’nhaut eingehüllt
Sie jammert, zittert, zaget
Sie reißt sich die Haar bald aus
Sie schwingt sich auf ihr Rosse
Und reit betrübt nach Haus.
Und nach Verlauf von sechs Wochen
(Was doch die Liebe tut!)
Da begrub man ihre Knochen
Dorthin, wo Eduard ruht.
Text und Musik:
Mehrfach aus Volksmunde in Oberhessen und im Nassauischen 1880-1890 aufgezeichnet
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1470 „Isabell und Eduard“)