In Sachsen liegt ein Städtchen
das kennt fast jedermann
da gibt´s ein Arbeitsvölkchen
von siebentausend Mann
Und dieses kleine Völkchen
heißt Proletariat
fürs Leben mehr ein Stündchen
fünf Jahre lang es bat
Umsonst war alles bitten
um den Zehn-Stunden-Tag
muß werden erst gestritten
eh man´s erkennen mag
Die Herren und die Fakse
ihr werdet mich verstehen
wollen machen selbst die Taxe
wie wir zur Arbeit gehen
Man will euch nur betören
mit zwei Mark Prämien noch
daß ihr zurück sollt kehren
bedingungslos ins Joch
Kollegen, müßt bedenken
es wär der reine Hohn
von uns jetzt abzuschwenken
für diesen Judaslohn
Nur vorwärts, weiter ringen
im Kampfe mutig fort
es wird und muß gelingen
dies sei das Losungswort
Und der, der dies geschrieben
steht ausgesperrt mit da
Mit Sturm hat´s ihn getrieben
zu diesem Liedchen da
Text und Musik: Verfasser unbekannt — Einseitiges Flugblatt — „Druck .und Verlag von Seifert u. Ko. in Zwickau“ o. J. (1903) ( Heimatmuseum Crimmitschau ; Photokopie ALA ) — Oben steht „Hört ihr braven Crimmitschauer “ , dann unser Lied unter der Überschrift “ Neuestes Streiklied 1903″ mit der Melodieangabe: “ In Böhmen liegt ein … “ (Textilarbeiterstreik)
Musik: In Böhmen liegt ein Städtchen
Ich habe dem Text die Melodie des zeitlich nahestehenden Soldatenliedes aus dem Ersten Weltkrieg unterlegt. Möglicherweise ist das Streiklied von 1903 aber auf die ältere Melodie des Soldatenliedes gesungen worden. ( Steinitz II 1962)