In Hanovia (Hanau) die Bürger sprachen
Laßt uns Gut und Blut dran wagen
Daß im Lande Freiheit ist
Will der Kurfürst nit gewähren
Mag er sich zum Teufel scheren
noch drei Tage gebt ihm Frist
Kurfürst Wilhelm von Gottes Gnaden
schickt Kanonen und Soldaten
wohl gen Hanau und die Kinz
Wie man das im Land vernommen
sind zu Hülf´ die Brüder kommen
weit und breit in der Provinz
Rüstig Hessenvolk, von allen Seiten
zog, um für die Stadt zu streiten
Büchs´ und Sense in der Hand
Weiber, drückt die Tränen nieder!
Es gilt unsre deutschen Brüder
Es gilt unser Vaterland
Von Hanovia den Abgesandten
die in Kassel sich befanden
ward vom Kurfürst kein Bescheid
Dass tät denn die Kassler würmen
drohten ihm das Schloss zu stürmen
da besann er sich bei Zeit
Ein Viktoria scholl unvermessen
Weit und breit im Lande Hessen
Und in Deutschland überall
Und beim Sang der Freudenlieder
Zogen heim die deutschen Brüder
Wohl begrüßt mit Jubelschall.
Hanau. Brave Stadt, dich soll man achten
Recht als Heldin zu betrachten
für die Freiheit kampfbereit
Und in Liedern und Geschichten
Soll der Nachwelt man berichten
Von der Hessen Wackerkeit
Text: Verfasser unbekannt
Musik: auf die Melodie von Prinz Eugen der edle Ritter
Zieglersche Chronik
Zur Geschichte dieses Liedes: Prinz Eugen
Parodien, Versionen und Variationen:
CDs und Bücher mit In Hanau vivat die Bürger sprachen:
Anmerkungen zu "In Hanau vivat die Bürger sprachen"
Zum Historischen: In dem durch seine Maitressenwirtschaft und Willkürherrschaft berüchtigten Kurhessen bildete das in der Nahe von Frankfurt gelegene Hanau ein Zentrum der demokratischen Bewegung.
- 5. März 1848: Schon am 29. Februar 1848 hatten sich Hanauer Bürger an den Kurfürsten gewandt. Als er am 5. März mit der Entsendung von Truppen (Kanonen und Soldaten) antwortete, bezogen die Hanauer Bürgerwehr und die Turnerschaft die Wachen der Stadt; das in Garnison liegende Militär sympathisierte mit der Bürgerschaft. Aus Frankfurt und der weiteren Umgebung kam Unterstützung. Die Hanauer Bürger stellten dem Kurfürsten ein Ultimatum und zwangen ihn, mit Hilfe der Kasseler Bevölkerung, zur Annahme ihrer Forderungen (H. Blum , 1848, S. 130f. – nach Steinitz II ,1962)
- 29. März 1848: „Man folgte dem Beispiele der Münchener, indem man den König von Preußen in einen hergeputzten Strohmann auf dem Marktplatz unter Absingen des Lieses öffentlich verbrannte. Die den König von Preußen vorstellende Figur mit Hut, grüner Uniform mit papiernen Placaden belegten Karren, dem 2 Trommler vorangingen in allen Straßen der Stadt unter dem Nachfolgen einer großen Menge herumgefahren. Zwei Männer mit Mistgabel versehen erhielten auf beiden Seiten die aufrechte Stellung der Figur im Gleichgewicht.“ (Zieglersche Chronik am 29. März 1848)
Abweichungen im Text
In einem handschriftlichen Liederbuch von 1857 aus Oppau die ersten beiden Strophen:
(Rheinpfalz, Heeger, Geschichtliche Lieder, S. 111)
In Hanau — vivat! — die Bürger sprachen
Lasst uns Gut und Blut dran wagen
Dass im Land die Freiheit ist
Will der Kurfürst nicht gewähren
mag er sich zum Teufel scheren
noch zwei Tage gebt ihm Frist!
Kurfürst Wilhelm von Gottes Gnaden
Schickt Kanonen und Soldaten
Wohl gen Hanau an die Kinz
Als man dies im Land vernommen
sind zu Hilf die Brüder kommen
Weit und breit aus der Provinz