In einem Tal bei armen Hirten
Erschien mit jedem jungen Jahr
Sobald die ersten Lerchen schwirrten-
Ein Mädchen, schön und wunderbar
Sie war nicht in dem Tal geboren
Man wußte nicht, woher sie kam
Und schnell war ihre Spur verloren
Sobald das Mädchen Abschied nahm
Beseligend war ihre Nähe
Und alle Herzen wurden weit
Doch eine Würde, eine Höhe
Entfernte die Vertraulichkeit
Sie brachte Blumen mit und Früchte
Gereift auf einer andern Flur
In einem andern Sonnenlichte
In einer glücklichern Natur
Und teilte jedem eine Gabe
Dem Früchte, jenem Blumen aus
Der Jüngling und der Greis am Stabe
Ein jeder ging beschenkt nach Haus
Willkommen waren alle Gäste
Doch nahte sich ein liebend Paar
Dem reichte sie der Gaben beste
Der Blumen allerschönste dar
Text: Friedrich Schiller (1797)
in Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) – Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895)