In einem Polenstädtchen

In einem Polenstädtchen,
da wohnte einst ein Mädchen,
sie war so schön.
Sie war das allerschönste Kind,
das man in Polen find´t
aber nein, aber nein sprach sie,
ich küsse nie.

Wir spielten Schach und Mühle,
in jedem dieser Spiele
gewann nur ich.
Bezahle Deine, Deine Schuld
durch eines Kusses Huld.
Aber nein, aber nein sprach sie,
ich küsse nie.

Ich führte sie zum Tanze,
da fiel aus ihrem Kranze
ein Röslein rot.
Ich hob es auf von ihrem Fuß,
bat sie um einen Kuß,
aber nein, aber nein sprach sie,
ich küsse nie.

Und als der Tanz zu Ende
da nahm sie meine Hände,
zum erstenmal.
Sie lag in meinem Arm,
mir schlug das Herz so warm,
aber nein, aber nein sprach sie,
ich küsse nie.

Und in der Trennungsstunde,
da kam aus ihrem Munde,
das schönste Wort.
So nimm Du stolzer Grenadier,
den ersten Kuß von mir,
vergiß Maruschka nicht,
das Polenkind.

Und als ich kam nach Polen
Und wollt‘ Maruschka holen
Fand ich sie nicht
Ich suchte da, ich suchte dort
Ich sucht‘ an jedem Ort,
Aber fand Maruschka nicht
Das Polenkind

In einem kleinen Teiche
Da fischt‘ man eine Leiche
Die war so schön!
Sie trug ’nen Zettel in der Hand
Darauf geschrieben stand:
Ich hab einmal geküßt
Und schwer gebüßt.

Text und Musik: Verfasser unbekannt  –

( auch: In Polen liegt ein Städtchen …) Vergleiche dazu auch das ältere Volkslied „Im Dörfchen wo ich leb“ mit dem Refrain: „Ich küsse nicht“, das als Vorlage diente.
nach einer seit 1896 bekannten Fassung, seit dem 1. Weltkrieg in heutiger Form bekannt (auch mit anderen Strophen) – hauptsächlich in Soldatenkreisen und in der Wehrmacht gesungen – und (natürlich) von Heino.
In „Der Pott“ (1942) endet der Refrain: „ich küsse (gesprochen) nicht öffentlich ins Gesicht“. (Suche hier im Archiv auch als „In einen Polenstädchen“


CDs und Bücher mit In einem Polenstädtchen:

Anmerkungen zu "In einem Polenstädtchen"

Anscheinend braucht der Soldat eine keusche Braut, für die er dann „rein“ in den Tod gehen kann?  Auch wenn das mit der Wirklichkeit wenig zu tun hat. Siehe dazu „Männerphantasien“ von Klaus Theweleit. Sehr beliebt war das Lied auch bei der auf Hitler vereidigten Wehrmacht. Man stelle sich vor, wie dieses Lied zum Stampfen der Stiefel beim Einmarsch in Polen geschmettert wurde! (und höre dabei: Heino)

„Viele Frauen prostituierten sich in der Besatzungszeit zum ersten Mal. Materielle Gründe zwangen sie zu diesem Schritt. (…) Viele, die offiziell in Scheidung lebten oder deren Mann inhaftiert war, verkauften mitunter Sex, um sich oder die Familie durchzubringen.“ (Maren Röger: „Kriegs Beziehungen“)

Textvarianten:
2.1-3: Wir spielten einstmals Mühle / ich gewann bei diesem Spiele / und sprach zu ihr ..
4.: Und als der Tanz zu Ende / da reicht sie mir die Hände / zum letztenmal.
Sie lag in meinem , meinem Arm / wie schlug mir’s Herz so warm …
5.4: Nimm du Dussel, Dusseltier / den ersten Kuß von mir

weitere , parodierende Strophen (aus dem Internet)

In einem Polenteiche
da fand man ihre Leiche,
noch immer schön
(und die war tot)
Sie trug ’nen Zettel in der Hand
darauf geschrieben stand
ich hab zu viel geschmatzt
und bin geplatzt

oder

Und unter einer Eiche
da fand man ihre Leiche
sie war so schön, so wunderschön
Sie hielt ´nen Zettel in der Hand
worauf geschrieben stand:
Ich hab´s einmal probiert und bin krepiert.

Und eine Eiche weiter
da lag ein Stabsgefreiter
er war so tot, so mausetot
Er hielt ´nen Zettel in der Hand
worauf geschrieben stand:
Ich hab gesoffen wie ein Stier
nun lieg ich hier

"In einem Polenstädtchen" in diesen Liederbüchern

u.a. in: — Liederbuch des jungdeutschen Ordens (ca. 1921) — Weltkriegs-Liedersammlung (1926, hier mit Schlesien anstatt Polen) — Der Kilometerstein (1934, mit Dusseltier) — Lieb Vaterland (ca. 1935) — Wie´s klingt und singt (1936) —  Der Pott (1942 „ich küsse nicht öffentlich ins Gesicht“) — Liederbuch der Bundeswehr (1976) —  Liederbuch der Fallschirmjäger (1983) —