In den Augen liegt das Herz
In die Augen mußt du sehen
Willst die Mädchen du verstehen
Werben um der Liebe Scherz
Merke was das Auge spricht
Ja, das Auge mußt Du fragen
Was mit Worten sie dir sagen
Freund, das ist das Rechte nicht
O es ist ein lieblich Spiel
Wenn die Augen sich belauschen
Forschend ihre Blicke tauschen
Keine Rede sagt so viel
Sonnenlichter Farbenschein
zeigt sich klar dir im Juwele
Farben aus dem Sitz der Seele,
Zeigt das Auge dir allein
Wenn es schwärmt und wenn es lacht
Wenn es schüchtern freundlich bittet
Liebend strahlt und fein gesittet
O wie schön´s die Mädchen macht
Drum verletze frevelnd nicht
Schenkt das Auge dir Vertrauen
Kannst den Himmel ja nicht schauen
Trüben Tränen dort das Licht
Mag die Sternenwelt untergehn
Will darüber wenig rechten
Darf ich nur in stillen Nächten
Liebchens Augensterne sehn
Text: Franz von Kobell , 1841 (1803-1882)
Musik: Franz Wilhelm Abt , 1846 (1819-1885)
Der Text steht zuerst in Franz von Kobell : Gedichte in hochdeutscher , oberbayrischer und pfälzischer Mundart ( München , 1841) und wurde unter der Überschrift : Die Sprache der Augen in Abts Komposition (1846) beliebt. doch fehlen bei Abt einige Strophen. Kobell war Professor der Mineralogie an der Münchener Universität.
in : — Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) — Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) — Großes Volks-Liederbuch (ca. 1900)