In Berlin, der preuß´schen Residenze
wo es sehr viel schlechte Menschen gibt
ward aus demokratischer Tendenze
neulich eine grause Tat verübt
Dieser Mann war Kutscher und hieß Neumann
dieser Name sagt genug wohl schon
außerdem bezog noch dieser Neumann
eine königliche Pension
Seine Gattin, ´ne geborne Lerche
war ein braves, gutes Biederweib
ging des Tages zweimal in die Kerche
teils aus Frömmig-, teils aus Zeitvertreib
Aber dieses tat sie nicht alleine
auch als Mitglied aller hiesigen
frommen und wohltätigen Vereine
hat die Lerche sich bewiesigen
Jetzo wird sie aber täglich frummer
durch Lektüre in das Gotteswort
Neumann aber macht dies keinen Kummer
seinen Kutscherkümmel trinkt er fort
Lerche, eingedenk des guten Werkes
sagt nun plötzlich eines Tags: „Neumann!
Demokrat: Elender! jetzo merk es
was ein schwaches Weib vermögen kann!“
Eigenhändig geht sie zur Behörde
zeuget an, dass Neumann gottlos sei
Außerdem noch lautet die Beschwörde
Auf versuchte Demokraterei
Dieser aber denkt nichts Arges, Böses
was von seiner Gattin ihm geschieht
geht wie sonst um zehn Uhr früh zu Möwes
zu verrichten dort sein Morgenlied
Unterwegs aber kommt der Bote
der Behörde ihm entgegen schon
überreicht ihm eine schwere Note:
der p. Neumann hat nicht mehr Pension
Neumann, ein geborner Kannibale
kehrt von dieser Stund‘ nicht mehr nach Haus
aus dem neuen Schiffahrtsbaukanale
zog als Leiche gänzlich man ihn ´raus
Seine Gattin, wie es sich gebührte
sie verfiel in fromme Raserei
dieses ist in diesem Jahr das vierte
Opfer religiöser Schwärmerei
Diese Tat und ihre bösen Keime
brachte Neumanns schweres Unglück nur
Und gesetzt hat sie in schöne Reime
Mathis Weber, Dichter der Natur
anderer Schluß
Diese Tat und ihre Käume
in der Kreuz-Zeitung sie neulich stund
Und gebracht in schöne Reime
Anton Jansen, Sänger des Treubund
Text: Mathis Weber ? oder Anton Jansen ( Sänger des Treubund)
Musik: anonym ?
in Sport-Liederbuch (1921) — Krokodilstränen (1970)