In Algiers Sklaverei geraten

Die Schwalben

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In Algiers Sklaverei geraten
Ein Krieger den die Kette beugt
Sprach Sucht ihr denn auch diese Staaten
Ihr Schwalben die der Winter scheucht
Ihr Vögelchen die ahnend Hoffen
trieb in des Glutstrahls Höllenlicht
Seid wohl aus Frankreich eingetroffen
Sprecht ihr mir von dem armen Lande nicht

Ach seit drei Jahren geht mein Streben
Nur einer kleinen Kunde nach
vom Hügel wo mein dunkles Leben
Sich helle Zukunft einst versprach
Wo sanft ein Bach durch Blumen dringet
an der Springen Fuß sich bricht
Dann breit sich um die Hütte schlinget
Von diesem Hügel redet ihr mir nicht

Das Nest hatt eine wohl geheftet
an’s Dach wo ich das Licht erblickt
wo meine Mutter alt entkräftet
Gebet für mich zum Himmel schickt
Halb sterbend glaubt ihr liebend Wähnen
Zu hören meines Kommens tritt
Sie horcht umsonst nun fließen Tränen
ach sprecht ihr mir von ihrer Liebe nicht

Ist meine Schwester wohl vermählet
Saht ihr vielleicht das Hochzeitsfest
Wo Jugend die die Luft beseelet
Tanz und Gesang sich überläßt
Das junge Volk das bös Geschicke
Mit mir zum Kampf trieb gebt Bericht
Sie kamen wohl nicht all zurücke
Von so viel Freunden redet ihr mir nicht

Ach wohl auf ihrem Grab die Schritte
Des Fremden gehn mit stolzem Blick
Er herrscht in meiner Väter Hütte
Stört wohl der Schwester ehlich Glück
Der Mutter löste Gram die Bande
Das ganze Reich straft ein Gericht
Die Schwalben von dem Vaterlande
und seinem Unglück bringt ihr Kunde nicht?

Text: Philippine Engelhard, nach „Les Hirondelles“ von Béranger
in: Lieder von Béranger: Nach dem Französischen treu übersetzt von Philippine Engelhard geb Gatterer, 1830


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