Im Land der Allobrogen
Lebt Fräulein Isabell
Sie schoß mit Pfeil und Bogen
So gut als Wilhelm Tell
War jung und schön doch spröde
und kalt für Lieb und Scherz
Auch ging im Land die Rede
Sie hab ein stählern Herz
Ein Held aus den Cevennen
Mit Namen Odoard
Bei einem Ringelrennen
Von ihr entzündet ward
Er girrt ihr seine Plage
Bei Nacht und Tage vor
Umsonst des Buhlen Klage
Schallt in ein taubes Ohr
Er bringt ihr Papagoyen
Gekauft in Trapezunt
Er holt ihr aus Savoyen
Den besten Wachtelhund
Er sendet ihr ein Füllen
Mit einem Reigerstrauß
Doch nichts beugt ihren Willen
Sie schlägt die Gaben aus
Als beim Turnier die Schöne
Ihm einst den Lorber wand
Nahm er mit einer Träne
Im Aug sie bei der Hand
Ach sprichst du meinen Schmerzen
Seufzt er denn ewig Hohn
Allein mit stolzem Herzen
Schwieg sie und ging davon
Fahr hin rief er mit Zähren
Wirst du den Trotz bereun
Doch dann werd ich nicht hören
Nicht fühlen deine Pein
Sie lacht der eiteln Worte
Und Odoard entflieht
An einem öden Orte
Zu weinen Was geschieht
Einst ritt auf ihrer Schecke
Die Jägerin durchs Holz
Da kam aus dunkler Hecke
Ein Bär mit ernstem Stolz
Stracks auf sie los In Eile
Faßt sich das kühne Weib
Und schießt mit einem Pfeile
Das Untier durch den Leib
Schnell wie der Flug des Barden
Rennt sie zum toten Wild
Und findet Odoarden
In Bärenhaut verhüllt
Er konnte nicht mehr sprechen
Sein Auge deckt ein Flor
Doch warfs ihr noch im Brechen
Ihr Unrecht zärtlich vor
Mit grauenvollem Harme
Stürzt sich die Magd auf ihn
Und faßt ihn in die Arme
Umsonst er war dahin
Sie plerrt sie stöhnt sie klaget
Sie rauft das Haar sich aus
Springt auf ihr Pferd und jaget
Blaß wie der Tod nach Haus
Entblößt an Haupt und Fuße
Führt sie die Klerisei
Mit Chorhemd und Kapuse
Panier und Kreuz herbei
Der Leib mit Sang und Schelle
Dem Grund wird anvertraut
Und eine düstre Zelle
Wird auf den Platz gebaut
Hier sagt die strenge Schöne
Der Welt auf ewig ab
Weint täglich eine Träne
Auf ihres Buhlen Grab
Und als sie nach zwölf Wochen
Vom Gram verzehret ward
Begrub man ihre Knochen
Zum Staub des Odoard
Text: Gottfried Konrad Pfeffe
nach diesem Lied entstand ein Lied von der Jungfrau Isabell